Vorrede.
Das Buch, das ich hiermit der Öffentlichkeit übergehe, ging
aus Vorlesungen über analytische Geometrie hervor, die ich an den
Universitäten zu Graz und Czernowitz hielt. Es stellt sich die Auf
gabe — wodurch allein schon, abgesehen vom Ausmafze des Stoffes,
es sich von den berühmten Vorlesungen Hesse’sund dem Lebrbuche
Salmones über diesen Gegenstand unterscheidet •— den Leser inner
halb seines Rahmens mit den Grundbegriffen sowohl der analytischen
als auch synthetischen Geometrie bekannt zu machen. Und dieser
Vorwurf ist gewifs begründet in dem jetzigen Stande der Geometrie,
welcher zu ihrem und ihrer Anwendungen tieferem Verständnisse
vollkommene Vertrautheit mit den Methoden dieser beiden Disciplinen
erheischt. Der einstige erbitterte Streit zwischen ihnen um den
Vorrang, welcher neben einem teilweise noch ungehobeuen Schatze
von Wahrheiten jeder eine Fülle Methoden bescheerte, ist allgemach
dem Streben nach allseitiger Verwerthung dieser Errungenschaften
gewichen. Das frühere starre Postulat nach Ausschließlichkeit und
Reinhaltung der Methode wird nunmehr, wie es von jeher in Frankreich
und Italien der Fall war, hintangesetzt gegen die Forderung nach
Auswahl der einfachsten und natürlichsten Methoden.
In diesem Sinne zerfällt das Buch in zwei Abteilungen, von
denen die erste die elementarsten Begriffe der analytischen Geometrie
des Raumes entwickelt, auf Grund derer die zweite Abteilung in
enger Anschmiegung an die Methoden der sogenannten synthetischen
projectivischen Geometrie die Hauptsätze der Theorie der Raumcurven
der dritten und Flächen der zweiten Ordnung behandelt. Das Schluss-
,capitel, welches der Transformation der Coordiuateu und der linearen
Substitution gewidmet ist, vermittelt den Übergang von diesen Grund
lagen der synthetischen Geometrie zu den algebraischen Methoden
(Invarianten-Theorie), welche ich, falls das vorliegende Werk Beifall
finden sollte, in umfassender Darstellung nachfolgeu zu lassen gedenke.
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