§ 87. Fortsetzung.
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Der Mittelpunct einer Fläche der zweiten Ordnung ist zugleich
der Mittelpunct jeder Curve der zweitel Ordnung, die auf der Fläche
liegt und deren Ebene durch den Mittelpunct hindurchgeht.
Denn der Mittelpunct ist jedem unendlich fernen Puñete oder
Strahle conjugiert. Daher liegen auch die Halbierungspuncte jedes
Systems paralleler Sehnen der Curve in einer Geraden, welche durch
den Mittelpunct hindurchgeht.
Jedem Durchmesser ist eine Durchmesserebeue, sowie jeder in
dieser Ebene liegende Durchmesser conjugiert. Die Ebene, die zwei
Durchmesser verbindet, welche demselben dritten conjugiert sind, ist
daher die diesem dritten Durchmesser conjugierte Durchmesser
ebene. Da eine Durchmesserebene alle ihrem conjugierten Durchmesser
parallelen Sehnen halbiert, so sind also je zwei conjugierte Durch
messer der Fläche der zweiten Ordnung auch conjugierte Durchmesser
der Curve, welche ihre Yerbindungsebene auf der Fläche ausschneidet.
Im Allgemeinen steht der Durchmesser einer Fläche zweiter
Ordnung nicht senkrecht auf seiner conjugierten Ebene; denn wenn #
jeder Durchmesser auf seiner conjugierten Ebene senkrecht stünde,
so wäre jeder Durchmesserbüschel ein rechtwinkliger und folglich
die Curve der zweiten Ordnung, in welcher die Fläche seine
Ebene schneidet, ein Kreis. Es hätten also dann alle Puñete der
Fläche von ihrem Mittelpuncte gleichen Abstand und die Fläche wäre
daher eine Kugel. Es giebt aber im Allgemeinen bei einer Fläche
des zweiten Grades drei Durchmesser, deren jeder auf seiner con-
jugierten Ebene senkrecht steht.
Wir überzeugen uns hiervon leicht in folgender W^eise. Con
striñeren wir zu jedem Durchmesser die auf ihn senkrechte Durch
messerebeue, so ist der dadurch entstehende Ebenenbündel zum
Durchmesserbündel reciprok. Da letzterer auch zum Bündel der
conjugierten Durchmesserebenen reciprok ist, so sind die beiden
Ebenenbündel zu einander collinear.
Sollen diese beiden collineareu Bündel nicht zusammenfallen, in
welchem Palle, wie eben bemerkt wurde, die Fläche eine Kugel ist,
so können sie höchstens drei Doppelebenen besitzen, die nicht dem
selben Ebenenbüschel angehören, oder sie haben einen Ebenenbttschel
gemeinsam; in jedem Falle aber besitzen sie mindestens eine reelle
Doppelebene. Im Allgemeinen existieren also höchstens drei reelle
Durchmesserebeneu, deren jede auf ihrem conjugierten Durchmesser
senkrecht ist und mindestens eine. Aus dieser letzteren Thatsache
läfst sich nun leicht folgern, dafs stets drei reelle Durchmesserebenen
bestehen, deren jede auf ihrem conjugierten Durchmesser senkrecht
ist. Denn die Axen des Kegelschnittes, in welchem die reelle Durch-
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