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einfacht werden kann. Den erforderlichen Ueberblick, um
die hier gegebene Regel auf einzelne Fälle anzuwenden,
kann nur die Uebung, und die Aufmerksamkeit auf die
Beziehungen, in welchen die Bedingungen der Aufgabe zu
einander stehen, geben.
Oft ist es aber auch unmöglich, eine Aufgabe so zu
lösen, daß nur eine unbekannte Größe in die Berechnung
eingeführt werde. Es ist also auf jeden Fall nöthig, daß
die Algebra die Regeln gebe, nach denen man verfahren
müsse, um mehrere unbekannte Größen, welche in eben so
vielen Gleichungen vorkommen, durch die bekannten zu be
stimmen. Da hier nur von bestimmten Gleichungen die
Rede seyn wird; so muß die Bedingung gemacht werden,
daß man eben so viele unter sich unabhängige Gleichungen
habe, als unbekannte Größen zu bestimmen sind. (§. 309.)
§. 329. Die einfachste Art, zwei unbekannte Größen,
welche in zwei unter sich unabhängigen Gleichungen vor
kommen, durch die bekannten Größen zu bestimmen, ist fol
gende. Man bestimme bei beiden Gleichungen ein und dieselbe
unbekannte Größe durch die übrigen in den Gleichungen
vorkommenden. Man hat dann zwei gleiche Werthe von
dieser unbekannten Größe, und indem man diese sich gleich
setzt, erhält man eine neue Gleichung, worin nur eine un
bekannte Größe enthalten ist, und deren Werth also nach
den im vorigen Kapitel gegebenen Regeln leicht gefunden
werden kann. Dieser Werth der zweiten unbekannten
Größe wird für dieselbe in einer der beiden ersten Gleichun
gen, welche den Werth der ersten unbekannten Größe ge
ben, substituirt, und so wird also auch dieser von allen un
bekannten Größen befreit.
Einige Beispiele werden das Gesagte deutlicher
machen.