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möglich ist, von den bekannten Größen ausgehend, zur
Bestimmung der unbekannten zu gelangen. Dieser Weg
führt aber zuweilen auf zu weitläuftige Berechnungen, und
ist sogar oft, wegen der Beschränktheit des menschlichen
Geistes, unmöglich. Und hier fangt dann das Gebiet der
allgemeinen Rechenkunst oder Algebra an. Auch sie lehrt
unbekannte Größen aus bekannten Eigenschaften derselben,
oder aus ihrem Verhältnisse zu bekannten Größen, finden.
Da ihre Zahlzeichen aber allgemeine sind; so kann sie auch
die unbekannten Größen bezeichnen, und dadurch, daß sie
dieselben mit in die Berechnung aufnimmt, von ihnen zur
rück auf die bekannten schließen, und so jene durch diese
bestimmen. Das Verfahren der Algebra ist also dem der
gemeinen Arithmetik gerade entgegen gesetzt: diese geht von
den bekannten Größen zu den unbekannten über; jene hin
gegen von den unbekannten zu den bekannten.
§. 301. Es halt schwer, von den mathematischen
Wissenschaften im voraus denen einen deutlichen Begriff zu
geben, welche erst anfangen, sich auf dieselben zu legen.
Man lasse sich also nicht abschrecken, wenn von solchen die
Erklärungen des vorigen §. nicht ganz sollten verstanden
werden. Die Begriffe werden sich späterhin verdeutlichen,
und man wird das Wesen der Algebra um so mehr in
hellerm Lichte erblicken, je mehr die einzelnen Lehren der
selben begriffen worden sind. Vielleicht gelingt es mir aber
schon jetzt, durch einige Beispiele den Unterschied der ge
meinen und allgemeinen Rechenkunst, und den Vorzug der
letzter» vor der erster», verständlicher anzudeuten.
Beispiel 1. Der Unterschied zweier Zahlen ist =2,
und ihre Summe — 14. Man soll die beiden Zahlen
finden.
Man nenne die kleinere der unbekannten Zahlen .v;
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