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§. 429. Es sind in einigen der vorhergehenden §§,
Kennzeichen angegeben worden, aus denen man auf das
Daseyn imaginärer Wurzeln schließen kann. Diese Kenn
zeichen sind aber nicht von der Art, daß, wenn sie fehlen,
man daraus den Schluß machen dürfe, es seyen auch jetzt
keine imaginäre Wurzeln in der gegebenen Gleichung ent
halten. Eben so wenig läßt sich aus ihnen auf eine An
zahl der imaginären Wurzeln schließen. Das folgende
Kennzeichen, von Lagrange zuerst bekannt gemacht, ist all
gemein, jedoch ist es bei etwas hohen Gleichungen, wegen
der erforderlichen weitläuftigen Berechnung, nicht an
wendbar.
Es seyen p, <7, r f sk. die reellen, uni) A~\~B\/— 1,
ui'+BV'—i, A'—B'U—Uc. die ima
ginären Wurzeln einer vorgelegten Gleichung. Dann sind
die Differenzen je zweier Wurzeln
1) wenn beide reell sind—p—r, re.
2) wenn die eine reell,
und die andere imagi
när ist ... . —p-A=pB\/-i,p-A'=pB , \/-i,K (
3) wenn beide imagi
när sind, jedoch von
verschiedenen Paa
ren .... . —(A-~ A')Az(ß—BOI/— 1,JC.
Legendre hat späterhin noch einen neuen Beweis dieses Satzes in
seiner Theorie des nombres §. XIV. mitgetheilt. Eine kritische
Zusammenstellung der vornehmsten Beweise sindet man in der
Xote IX« zu dem Trabe de la resolution des equations numeriques
von Lagrange, und in dem Schriftchen von Gauß: Demonstratio
nova theorematis, omnem functlonem algebraicam rationalem in-
tegram unius variabilis in factores reales primi vel secundi gradus
resolvi posse, 1799. Sowohl der Beweis von Legendre, als auch
der von Gauß beruhen auf trigonometrischen Grundsätzen, und
sind also nicht rein algebraisch.