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Göttingische gelehrte Anzeigen. 1821 Februar 2 6.
Am 15. Februar wurde der Königl. Societät vom Hrn Hofr. Gaüss eine Vor
lesung übergeben, überschrieben
Theoria Combinationis observationum erroribus minimis obnoxiae, pars prior,
die eine der wichtigsten Anwendungen der Wahrscheinlichkeitsrechnung zum
Gegenstände hat. Alle Beobachtungen, die sich auf Grössenbestimmungen aus
der Sinnenwelt beziehen, können, mit welcher Genauigkeit und mit wie vortreff
lichen Werkzeugen sie auch angestellt werden, nie absolute Genauigkeit haben;
sie bleiben immer nur Näherungen, grossem oder kleinern Fehlern ausgesetzt.
Nicht von solchen Fehlern ist hier die Rede, deren Quellen genau bekannt sind,
und deren Grösse bei bestimmten Beobachtungen jedesmal berechnet werden
kann; denn da dergleichen Fehler bei den beobachteten Grössen in Abzug ge
bracht werden können und sollen, so ist es dasselbe, als ob sie gar nicht da wä
ren. Ganz anders verhält es sich dagegen mit den als zufällig zu betrachtenden
Fehlern, die aus der beschränkten Schärfe der Sinne, aus mancherlei unvermeid
lichen und keiner Regel folgenden Unvollkommenheiten der Instrumente, und aus
mancherlei regellos (wenigstens für uns) wirkenden Störungen durch äussere Um
stände (z.B. das Wallen der Atmosphäre beim Sehen, Mangel absoluter Festig
keit beim Auf stellen der Instrumente) herrühren. Diese zufälligen Fehler, die