Full text: [Mathematische Physik] Theoria attractionis corporum sphaeroidicorum ellipticorum homogeneorum (5. Band)

DIOPTRISCHE UNTERSUCHUNGEN. 
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eine Zusammensetzung aus einer Flintglaslinse, und einer Kronglaslinse, in Be 
rührung oder sehr geringem Abstande von einander, angenommen wird. Immer 
bleibt es unmöglich, auf diese Weise von einem ausgedehnten Objecte ein voll 
kommen farbenreines Bild hervorzubringen, indem das violette Bild, wenn es in 
demselben Abstande von dem Linsensysteme liegen soll wie das rothe, nothwen- 
dig grösser wird, als das letztere. 
Man darf jedoch hieraus keinesweges folgern, dass Fernröhre von dieser 
letztem Einrichtung in Beziehung auf Achromatismus unvollkommener bleiben 
müssen, als Fernröhre mit achromatischen nach der gewöhnlichen Art construir- 
ten und ein völlig farbenreines Bild hervorbringenden Objectiven. Man kann 
vielmehr gerade umgekehrt behaupten, dass jene bei einer wohlberechneten An 
ordnung der Oculare dem Auge das farbenreinere Bild zu geben fähig sind. 
In der That kann ein vollkommen farbenreines vom Objectiv erzeugtes Bild 
(möge es ein wirkliches oder virtuelles sein) wegen der Farbenzerstreuung, welche 
durch die Oculargläser hervorgebracht wird, dem Auge nicht vollkommen rein 
erscheinen; man verhütet zwar durch besondere Anordnung der Oculare den so 
genannten farbigen Band, kann aber damit die Längenabweichung nicht aufhe- 
ben, welche noch durch den Umstand vergrössert wird, dass das menschliche 
Auge selbst nicht achromatisch ist. Man bewirkt nur, dass die letzten Bilder, 
rothes und violettes, in einerlei scheinbarer Grösse, nicht aber, dass sie in glei 
chem Abstande oder zugleich deutlich erscheinen. 
Die ungleiche Grösse der ersten Bilder, des rothen und violetten, welche 
bei den dialytischen Objectiven unvermeidlich ist, lässt sich aber durch eine an 
gemessene Einrichtung der Oculare sehr wohl compensiren, so dass der farbige 
Band in der Erscheinung eben so gut gehoben wird, wie bei Fernrohren von ge 
wöhnlicher Einrichtung, während die zweite eben berührte Unvollkommenheit 
auch hier bleibt, so lange das erste rothe und violette Bild in gleicher Entfer 
nung von dem Objective liegen. 
Es ist also klar, dass um im Auge ein vollkommen farbenreines Bild her 
vorzubringen, das erste Bild eine gewisse von den Verhältnissen der Oculare und 
dem Nichtachromatismus des menschlichen Auges abhängende Längenabweichung 
haben muss. Theoretisch betrachtet lässt sich nun allerdings auch ein Objectiv 
von gewöhnlicher Einrichtung so berechnen, dass eine vorgeschriebene Längen 
abweichung Statt findet; allein abgesehen von der Schwierigkeit, der ganzen 
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