Göttingische gelehrte Anzeigen. 1840 März 26.
Der Königl. Societät der Wissenschaften ist am 9. März von dem Hofrath
Gauss eine Vorlesung überreicht mit der Überschrift:
Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnisse des Quadrats
der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstossungskräfte,
deren Gegenstand hier, so weit die Bestimmung dieser Blätter es verstattet, nä
her bezeichnet werden soll.
Wenn man zur Erklärung der magnetischen Erscheinungen zwei magneti
sche Flüssigkeiten annimmt, deren gleichnamige Theile einander abstossen, die
ungleichnamigen einander anziehen, so besteht das Magnetisirtsein eines Kör
pers in der Scheidung der in ihm enthaltenen Flüssigkeiten. Nach dem ersten
Eindrücke des sinnlichen Scheines ist man geneigt, diese Scheidung an einem
Magnetstabe sich so vorzustellen, dass das eine Ende nur die nördliche Flüssig
keit , das andere die südliche enthalte: allein genauere Überlegung zeigt bald die
Unstatthaftigkeit einer solchen Vorstellungsart, und die Nothwendigkeit, die
Scheidung nur in den kleinsten für uns unmessbaren Theilen des Trägers der
Flüssigkeiten (Stahls oder Eisens) anzunehmen, so dass jeder messbare Theil des
Trägers nach der Scheidung wie vor derselben immer gleiche Quantität beider
Flüssigkeiten enthält. Wenn nun aber in physicalischen Schriften auf dem einen
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