Göttingische gelehrte Anzeigen. 1841 Januar 18.
Am 10. December v. J. ist der Königl. Societät von dem Hofrath Gauss
eine Vorlesung mit der Ueberschrift:
Dioptrische Untersuchungen
überreicht, von welcher hier ein kurzer Bericht abzustatten ist.
Die Betrachtung des Weges, welchen durch eine beliebige Anzahl auf ei
ner gemeinschaftlichen Axe geordneter Linsengläser solche Lichstrahlen nehmen,
die gegen die Axe sehr wenig geneigt sind, und der davon abhängenden Erschei
nungen, bietet viele durch Allgemeinheit und Eleganz merkwürdige Resultate
dar, mit deren Aufsuchung sich mehrere der ersten Mathematiker beschäftigt
haben. Der von Cotes aufgefundene Lehrsatz wurde seiner Zeit mit einer Art
von Bewunderung aufgenommen, und man hat sogar auf denselben (obwohl viel
leicht nur durch ein Misverständniss der darauf bezüglichen Stelle in Smith’s Op
tik) den bekannten ehrenden Nachruf bezogen, mit welchem Newton den frühen
Tod jenes genialen Geometers beklagte. Eulek’s Arbeiten umfassten alle Theile
der Dioptrik. Ganz besonders aber ist hierher zu rechnen die schöne und präg
nante Behandlungsart des in Rede stehenden Gegenstandes durch Lagrange in
den Schriften der Berliner Academie der Wissenschaften von 177 8, wozu später
noch schätzbare Zusätze theils von ihm selbst, theils von Piola und Möbius hinzu
gekommen sind. Nach solchen Arbeiten könnte die Ernte auf diesem Felde voll