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ANZEIGEN.
renden Strahlen sich relativ gegen den zweiten Hauptpunkt genau so verhalten,
wie sie sich gegen den ersten verhalten würden, wenn die einfallenden Strahlen
anstatt der wirklichen Linse eine andere von unendlich kleiner Dicke und von
derselben Brennweite im ersten Hauptpunkte befindliche träfen. Als Brennweite
der wirklichen Linse gilt hier die Entfernung ihres Brennpunktes, d. i. des Ver
einigungspunktes der parallel mit der Axe einfallenden Strahlen, von dem zwei
ten Hauptpunkte, und eben diese Grösse ist es auch, die bei der Vergleichung
der scheinbaren Grösse eines unendlich entfernten Gegenstandes mit der Grösse
seines Bildes zum Grunde gelegt werden muss. Hiedurch erhält also der Be
griff der Brennweite eine scharf bestimmte Haltung, und es mag zugleich bemerkt
werden, dass dann die Brennweite dieselbe bleibt, die Strahlen mögen von der
einen oder von der andern Seite einfallen, nur dass natürlich im zweiten Falle der
vorige erste Hauptpunkt an die Stelle des zweiten tritt. Man darf also, so lange
man sich auf die gegen die Axe sehr wenig geneigten Strahlen beschränkt (oder
von der Abweichung wegen der Kugelgestalt abstrahirt), alle Rechnungen über
Linsen von endlicher Dicke ganz eben so führen, als wäre die Dicke unendlich
klein und der Zwischenraum zwischen den beiden Hauptpunkten, in deren einem
man sich die ideale Linse vorstellt, gleichsam vernichtet. Übrigens ist dieser
Zwischenraum nahe dem dritten Theile der Dicke der Linse gleich, wenn sie von
gewöhnlichem Glase, und etwas grösser (nahe T *V der Dicke), wenn sie von
Flintglas ist.
Die Begriffe von Hauptstrahlen und Hauptpunkten und deren Anwendun
gen lassen sich auch auf ein System von mehreren Linsen auf gemeinschaftlicher
Axe ausdehnen, während von einem optischen Mittelpunkte in der obigen Bedeu
tung dann gar nicht mehr die Rede sein kann. Für ein achromatisches Objectiv,
dessen beide Bestandteile einander beinahe berühren, als ein Ganzes betrachtet,
wird der Abstand der beiden Hauptpunkte von einander sehr nahe der Summe
der beiden respectiven Abstände in den einzelnen Linsen gleich.
Über die Methoden, welche in der Abhandlung zur Bestimmung der Brenn
weiten von Linsengläsern obigen Grundlagen gemäss entwickelt werden, können
wir uns hier nicht verbreiten. Am Schlüsse der Abhandlung sind noch Bemerkun
gen beigefügt, wodurch die eigenthümlichen Vorzüge, deren die so genannten dia-
lytischen Fernröhre in Beziehung auf Farbenreinheit fähig sind, in ihr wahres
Licht gesetzt werden.