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ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
sie schlechthin fordern muss, aus ihnen aber die Erscheinungen erschöpfend voll
ständig als nothwendig ableitet.
Dagegen äussert die erdmagnetische Kraft uns erkennbare Wirkungen nur
auf einige Arten von Körpern, auf diejenigen nemlich, auf welche durch wirk
liche Magnete, natürliche oder künstliche, gewirkt werden kann, also wenn wir
die erst in der jüngsten Zeit entdeckte Wechselwirkung zwischen Magnetismus
und galvanischen Strömen beiseite setzen, auf magnetische oder magnetisirbare
Körper. Das weiche Eisen macht die erdmagnetische Kraft magnetisch ohne Be
harrlichkeit; hingegen einen schon mit beharrlichem Magnetismus versehenen
Körper, sei es ein natürlicher Magnet, oder ein künstlicher aus gehärtetem Stahl,
lewegt die erdmagnetische Kraft nach bestimmten Gesetzen. Von der letztem
Wirkung soll hier allein die Rede sein: die der Wirkung unterworfenen Träger
eines beharrlichen Magnetismus, am besten von nadelförmiger oder länglich pris
matischer Gestalt, sollen, welche Grösse sie auch haben mögen, Magnetnadeln
heissen.
Durch die Richtung der Schwerkraft an jedem Orte wird die gerade Linie
bestimmt, die wir eine Verticallinie nennen, und der Gegensatz des Oben und
Unten. Die Astronomie lehrt uns, die Lage dieser Linie gegen den Erdäquator
und gegen eine willkürlich gewählte Meridianebene bestimmen, und liefert da
durch die mathematischen Grundlagen der Geographie. Unsre feinsten Beobach
tungen vermögen nicht, in der Richtung der Schwerkraft an einem gegebenen
Orte auch nur die geringste Veränderung zu erkennen, obwohl wir aus theoreti
schen Gründen sehr wohl wissen, dass diese Richtung unaufhörlichen Verände
rungen unterworfen sein muss. Denn die Schwerkraft ist nur die Gesammtwir-
kung aller Theile des Erdkörpers, etwas modificirt durch die Centrifugalkraft
vermöge der Rotationsbewegung, und durch die fremden Weltkörper: allein die
ganze letztere unmittelbare Wirkung auf die Schwerkraft, und die mittelbare,
durch die beständigen Bewegungen vieler Kubikmeilen von Wassermassen ver
möge der Ebbe und Fiuth, bleibt viel zu klein für das Messungsvermögen unsrer
feinsten Instrumente; noch mehr verschwindet also die Wirkung von sonstigen
Versetzungen von Massen auf der Erdoberfläche durch andere Natur- oder Men
schenkräfte.
Ganz anders verhält es sich in dieser Beziehung mit der Richtung der erd
magnetischen Kraft. Scharf in sich bestimmt ist auch sie an jedem Orte, aber,