ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
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Dieser Grenzwerth wird immer verstanden, so oft man von Schwingungsdauer
schlechthin spricht, und in der herkömmlichen mathematischen Sprache als
Schwingungsdauer für einen unendlich kleinen Bogen bezeichnet.
Zweitens hängt die Schwingungsdauer einer Nadel ab von der Stärke ihrer
Magnetisirung. Behandelt man eine Anfangs schwach magnetisirt gewesene Na
del mit kräftigem Streichmitteln, so werden ihre Schwingungen schneller. Es
gibt jedoch für jede Nadel einen bestimmten höchsten Grad von Magnetismus,
den sie annehmen oder festhalten kann, und den man wohl die Sättigung nennt.
Allein es ist von Wichtigkeit, hier zu bemerken, dass die Bestimmung dieses Sät
tigungspunkts der Erfahrung zufolge einer sehr grossen Schärfe nicht fähig zu
sein scheint. Wenn man eine und dieselbe Nadel in öftern Wiederholungen auch
mit den kräftigsten Mitteln magnetisirt, nachdem man dazwischen ihr den Magne
tismus zum Theil wieder entzogen hatte, so geben doch die jedesmaligen Schwin
gungszeiten keineswegs einen solchen Grad von Übereinstimmung, als man für
Normalbestimmungen fordern müsste.
Der dritte Umstand, welcher die Schwingungsdauer bestimmt, ist die Grösse
der Nadel. Von zwei ungleich grossen Nadeln, die jede in ihrer Art gleich gut
magnetisirt sind, wird die grössere langsamer schwingen. Grössere Dicke und
Breite, so lange diese Dimensionen gegen die Länge noch sehr klein bleiben, hat
dabei einen geringem Einfluss, als vergrösserte Länge. Eine grosse gut magne-
tisirte Nadel hat zwar einen stärkern Magnetismus, als eine kleinere, ja wenn
beide ähnliche Gestalten haben, so wird man sie nur dann gleich gut in ihrer
Art magnetisirt nennen können, wenn das Verhältniss des Magnetismus dasselbe
ist, wie das der Grösse (dem Baume oder Gewichte nach): dass dann, dessen un
geachtet, die grössere langsamer schwingt, ist eine nothwendige Folge davon,
dass der stärkere Magnetismus nicht bloss grössere Masse zu bewegen, sondern
durch grössere Räume zu bewegen hat.
Viertens endlich ist die Schwingungsdauer abhängig von der Stärke der
erdmagnetischen Kraft selbst. In der That muss eine gegebene Nadel, in be
stimmter Stärke magnetisirt, schnellere oder langsamere Schwingungen machen,
je nachdem die auf sie wirkende erdmagnetische Kraft stärker oder schwächer ist,
und es bietet sich also ein Mittel dar, die Stärke dieser Kraft an verschiedenen
Orten zu vergleichen, indem man eine und dieselbe Nadel daselbst schwingen lässt.
Man weiss, dass eine doppelt schnellere Schwingung einer vierfach grossem Kraft,
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