ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
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wünschenden Schärfe fähig; allein für den gegenwärtigen Zweck ist es unnöthig,
dabei zu verweilen.
Dieses Drehungsmoment, welches der Erdmagnetismus an einer gegebenen
Nadel erzeugt, bietet uns nun eine neue Abmessungsart der Stärke der erdmagne
tischen Kraft dar, oder genauer zu reden, eine neue Form der vorigen Abmes
sungsart, vor welcher sie den Vorzug hat, dass der eine Theil der Individualität
der Nadel nunmehr abgeschieden ist. Sie bleibt von dieser Individualität nur
noch insofern abhängig, als in der Nadel ein stärkerer oder schwächerer Magne
tismus entwickelt sein kann, und sobald wir diesen auf ein absolutes Maass zu
rückführen können, wobei das Besondere seines Trägers gar nicht mehr in Frage
kommt, wird auch die Stärke des Erdmagnetismus selbst auf ein absolutes Maass
zurückgeführt sein, da nur die Zahl, welche das Drehungsmoment ausdrückt, mit
der Zahl, welche den Magnetismus der Nadel misst, dividirt zu werden braucht.
In der That ist dann der Abmessung des Erdmagnetismus als Einheit eine solche
diesem ähnlich gedachte Kraft untergelegt, deren Wirkung auf eine Einheit des
Nadel-Magnetismus in einem Drehungsmoment besteht, welches durch den Druck
der Gewichtseinheit auf einen Hebelarm von der Länge der Raumeinheit gemes
sen wird.
Man könnte versucht sein zu glauben, dass die Last, welche eine Magnet
nadel zu tragen vermag, als Maassstab für die Stärke des darin entwickelten
Magnetismus dienen könne. Allein eine nähere Prüfung ergibt, dass dieses Mit
tel für unsern Zweck ganz unbrauchbar ist. Die Bestimmung des Tragvermögens
ist überhaupt keiner Schärfe fähig, indem wiederholte Versuche sehr verschie
dene Resultate dafür geben können: aber, was viel wichtiger ist, dieses Trag
vermögen steht mit der Grösse der Entwicklung des Magnetismus in der Nadel,
in dem Sinn, wie sie hier zu verstehen ist, nemlich insofern sie das Drehungs
moment bestimmt, in gar keinem nothwendigen Zusammenhänge. Bei dem
Drehungsmoment kommt der Magnetismus in allen Theilen der Nadel, auf
welche der Erdmagnetismus gleichmässig und in parallelen Richtungen wirkt,
in Betracht: bei dem Tragvermögen hingegen hauptsächlich der ohnehin durch
die Wechselwirkung des Magnetstabs und des angehängten Eisens augenblick
lich modificirt werdende Magnetismus in dem der Last zunächst liegenden
Ende. Zu dem hier vorliegenden Zweck sind lediglich solche Kraftwirkun
gen brauchbar, welche der Magnetismus aller Theile der Nadel fast gleichmässig