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BRIEFWECHSEL MIT OLBERS.
vor etwa 9 Wochen geschrieben habe, hat mir gar nicht geantwortet. Meiner
Meinung nach sollten alle gut gemessenen Dreiecke 1. Ordnung als etwas be
trachtet werden, worauf das ganze Publicum Anspruch hat, und nach und nach
sollte ganz Europa mit solchen Dreiecken überzogen werden. Ich habe mir
schon seit Jahren eine eigene Methode entworfen, wie solche Messungen am
zweckmässigsten behandelt werden können; denn alles, was ich darüber gelesen
habe, finde ich herzlich werthlos. So haben sich z. B. viele Mathematiker grosse
Mühe mit der Aufgabe gegeben, aus Abständen vom Meridian und Perpendikel
die Länge und Breite zu berechnen, mit Rücksicht auf die elliptische Gestalt
der Erde, während, so viel ich weiss, niemand vorher gefragt hat:
1. wie denn jene Abstände, so verstanden, wie man sie gewöhnlich ver
steht, aus der Messung mit ebenso grosser Schärfe gefunden werden können;
denn es scheint, dass die meisten diese Rechnung wie in der Ebene führen,
oder doch ganz unrichtige oder unbrauchbare Vorschriften dafür geben;
2. ob es denn überhaupt nur zweckmässig sei, die so verstandenen
Abstände zu gebrauchen, da es entschieden ist, dass, wenn man sie hin
länglich scharf aus den Dreiecken ableiten will, dies nur durch höchst beschwer
liche Rechnungen geschehen kann, so wie man aus ihnen nur mit vieler Mähe
wieder zu den Längen und Breiten herabsteigt. Das Ganze würde nur ein »die
Pferde hinter den Wagen spannen« sein. »Soll etwas brauchbares zwischen die
Dreiecke und die Längen und Breiten gesetzt werden, so muss es etwas ganz
anderes wie jene, so wie gewöhnlich verstanden, Coordinaten sein.« Wie dies
bei meiner Theorie geschieht, kann ich hier freilich nicht umständlich aus
führen; nur so viel bemerke ich, dass das, was ich zwischen die Dreiecke und
die Längen und Breiten setze, diejenigen Coordinaten sind, 1) mit denen
am zweckmässigsten jeder Punkt in einer Ebene dar gestellt werden
kann. Diese Coordinaten folgen höchst bequem und leicht aus den ge
messenen Dreiecken, und ohne eine sehr genaue Kenntniss der Abplattung der
Erde vorauszusetzen, und 2) aus ihnen folgt wieder ebenso leicht die Länge
und Breite, natürlich indem man die Abplattung kennen muss. Ich habe die
Absicht, diese Theorie, wo nicht früher, doch mit meinen künftigen Messungen
bekannt zu machen und bitte vorerst, diese angedeuteten Ideen noch für sich
zu behalten. Sehr gern würde ich sie nicht bloss auf die hannoverschen Drei
ecke, sondern auf alle andern damit in Verbindung kommenden anwenden