Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

ZUR HANNOVERSCHEN TRIANGULATION. 
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wegen nicht bedeutend leiden würde, weil ich in meine Messungen eine so 
grosse Schärfe lege. Allein dieser Grund, dessen Wahrheit ich jetzt auf sich 
beruhen lassen will, kann mich durchaus im geringsten nicht beruhigen. 
Nach meinem Grundsätze soll man immer, so genau man nur kann, beobachten; 
der Grad der Genauigkeit in den Beobachtungen, gleichviel wie gross oder 
wie klein er sein mag, bedingt immer wieder den Grad der Genauigkeit, die 
man von den Resultaten fordern darf, und die Genauigkeit der Beobachtungen 
kann nach meiner Meinung ein an sich schlechtes Dreieck durchaus nicht 
gut machen; wenigstens wäre sonst überflüssig gewesen, die übrigen guten 
Dreiecke mit derselben Schärfe zu messen. Höchstens kann dadurch dann 
das ganze System wieder in Parallele mit andern an sich viel schlechtem Mes 
sungen zurückkommen. 
Ich habe es bisher für ein blosses Yorurtheil gehalten, wenn man Dreiecke 
mit sehr kleinen Winkeln der Genauigkeit für nachtheilig hielt, insofern 
die den spitzen Winkeln gegenüberliegenden Seiten keine Übergangsseiten 
abgeben; ich habe solche kleinwinkelige Dreiecke bloss desswegen für minder 
gut gehalten, weil man damit auf einmal nicht viel weiter kommt, also mehr 
Zeit und Kosten gebraucht, als wenn man auf einmal viel fortschreiten kann; 
und auch dieser Grund fällt ganz weg, wenn die Aufsuchung und Instand 
setzung eines grossen Dreiecks vielleicht doppelt so viel Zeit kostet, als die 
Messung zweier Dreiecke zusammen, die eben dahin führen, und wovon das 
eine einen sehr spitzen Winkel hat. Demungeachtet habe ich nicht ganz 
nach diesem Princip gehandelt, sondern ein Dreieck mit einem kleinen Winkel 
nie eher adoptirt, als bis ich fast alle Möglichkeiten erschöpft hatte, es zu 
vermeiden (nur diejenige Möglichkeit nicht, die zu schlechten Messungen 
selbst geführt hätte, d. i. Zachs hohe Thürme); nicht weil ich geglaubt hätte, 
dadurch an Genauigkeit etwas zu gewinnen, sondern aus dem wohl verzeih 
lichen Wunsche, dem System so viel möglich, ausser dem innern Gehalt, auch 
Schönheit und Bündung zu geben. 
Da ich nun aber Sie durch das, was ich in einem frühem Briefe 
darüber schrieb, nicht überzeugt habe, sondern da Sie den Nachtheil, der für 
die Genauigkeit aus dem spitzen Winkel sonst entstehen würde, durch die 
Schärfe der Messungen gut gemacht verlangen, was nach meiner Ansicht 
unmöglich ist, so werde ich selbst in meiner bisherigen Ansicht ganz irre 
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