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NACHLASS.
da kein anderes Mittel bisher bekannt war, im voraus gefasst halten, das
selbe wenigstens in manchen einzelnen Fällen zu gebrauchen, und ich hatte
daher vorläufig drei solcher Lampen bei Repsold in Hamburg und bei Körner
in Jena bestellt. Diese Lampen erhielt ich im Mai 1821, und ihre Wirkung
bei den in schicklichen Entfernungen damit verschiedentlich angestellten Ver
suchen hat auch meiner Erwartung entsprochen.
Indem mir alle die erwähnten grossen Schwierigkeiten bei Bildung grosser
Dreiecke nach fremden Erfahrungen, noch ehe ich eigene gemacht hatte, vor
schwebten, war ich auf ein ganz neues Mittel bedacht, ihnen abzuhelfen.
Theoretische Untersuchungen hatten mich überzeugt, dass refiectirtes Sonnen
licht von nur ganz kleinen Planspiegeln hinreichende Kraft habe, um in den
grössten Entfernungen sichtbar zu sein, und sich viel leichter und besser be
obachten zu lassen, als alle Thürme und Signale, ja selbst besser, als mehrere
zusammengestellte ARGANDSche Lampen bei Nacht. Um diese Idee brauchbar
zu machen, bedurfte es eines besondern Apparats oder Instruments, wodurch
man das reflectirte Sonnenlicht mit grösster Genauigkeit und Sicherheit un
unterbrochen nach jedem beliebigen noch so weit entfernten Punkte lenken
kann. Obgleich ich die Einrichtung zu diesem Zweck im wesentlichen schon
vollständig entworfen hatte, war es doch nicht leicht, dasselbe ausgeführt zu
erhalten, zumal wenn dies durch einen auswärtigen Künstler hätte geschehen
sollen, wo der Vortheil fortwährender mündlicher Berathung bei einzelnen
technischen Schwierigkeiten weggefallen wäre, und die Vollendung daher zum
wenigsten sehr in die Länge gezogen sein würde. Diese Verlegenheit näherte
sich jedoch ihrer Erledigung, als unser geschickter Inspector Rumpf, welcher
während eines grossen Theils des Winters von hier abwesend gewesen w r ar,
gegen Ostern nach Göttingen zurückkehrte, und bald nachher die Arbeit eines
solchen Instruments übernahm
Bei der hannoverschen Gradmessung ist es ein besonders wesentlicher und
wichtiger Umstand, dass die ersten von der hiesigen Sternwarte auslaufenden
Dreiecksseiten durch die festen Meridianinstrumente der Sternwarte selbst
auf das genaueste orientirt werden können. Die Aussicht der Sternwarte in
der Richtung des Meridians war zw r ar ursprünglich weder auf der Nordseite
noch auf der Südseite offen, und wenn diesem Mangel nicht abzuhelfen ge
wesen wäre, so wäre nicht allein jener höchst wichtige Vortheil gar nicht