Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

BEMERKUNGEN. ZUR HANNOVERSCHEN TRIANGULATION. 
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BEMERKUNGEN. 
Der Plan zu dem von Gauss beabsichtigten Werk über die trigonometrischen Messungen in Han 
nover befindet sich auf einem kleinen Blättchen; die Einleitung und der unvollendete erste Abschnitt dieses 
Werkes ist 2 Blättern entnommen, die in Buchform zusammen gelegt waren. Es ist nicht ersichtlich, wann 
Gauss mit ihrer Ausarbeitung begonnen hat; nach der Bemerkung über die kurhessischen Messungen, S. 403 
oben, muss sie jedoch vor 4 8 35 erfolgt sein (da in diesem Jahre die Arbeiten für die kurhessische Trian 
gulation, die seit dem Frühjahr 182 4 eingestellt waren, wieder aufgenommen wurden. Gerling , Beiträge 
zur Geographie Kurhessens etc. S. Y und VIII). Von den Berichten an das hannoversche Cabinetsmini- 
sterium sind die beiden ersten aus den Jahren 1820 und 1821 über die nothwendigen Instrumente und über 
Vorarbeiten für die Gradmessung bereits (im Auszuge) in Band IV, S. 485/486 und S. 487/489 abgedruckt. 
Im Ganzen sind im Gauss-Archiv gegen 40 meistens sehr umfangreiche und ausführliche Berichte über 
den Fortgang der Triangulirungsarbeiten, zum Theil mit Übersichtskarten, vorhanden. Aus einigen von 
ihnen sind unter [2] Auszüge mitgetheilt, die sich auf den allgemeinen Theil der Triangulation beziehen. 
Auch die Originalacten des amtlichen Schriftwechsels zur Gradmessung und zur Landesvermessung befinden 
sich im Gauss-Archiv; mit Einschluss der Arbeitsberichte rühren etwa 9 0 Schriftstücke von Gauss’Hand her. 
Im Jahre 1816 hatte Schumacher vom König Friedrich VI. von Dänemark den Auftrag erhalten, 
eine Gradmessung, im Meridian von Skagen bis Lauenburg und im Parallel von Copenhagen bis zur West 
küste Jütlands, auszuführen. Der zu messende Meridianbogen erstreckte sich über 4J°. Diesen Bogen durch 
Hannover fortzusetzen, wodurch seine Länge 6|° umfassen würde, brachte Schumacher sofort bei Gauss in 
Anregung. Gauss , der sich zwar in hohem Maasse für die »herrliche grosse Unternehmung« interessirte, 
glaubte aber bei der hannoverschen Regierung noch keine entsprechenden Wünsche äussern zu dürfen (vergl. 
S. 345), wohl weil der Bau seiner Sternwarte erst kurz vorher vollendet war und ihre Ausstattung noch 
Ausgaben erforderlich machte. Da war es Schumacher, der sich im Juli 1817 persönlich an den Minister 
von Arnswaldt in Hannover wandte und den Erfolg hatte, dass Gauss zunächst zu einem »Memoire« 
über die Fortsetzung der dänischen Breitengradmessung durch Hannover aufgefordert wurde. Als Schu 
macher 1818 seine südlichsten Dreiecke maass, ersuchte er Gauss, in Lüneburg, dessen Michaelisthurm 
von den dänischen Dreieckspunkten Hamburg (Michaelisthurm), Hohenborn und Lauenburg aus sichtbar 
war, Anschlussmessungen vorzunehmen. Gauss trug jedoch Bedenken, die Erlaubniss dazu von seiner 
Regierung einzuholen, weil über die Gradmessung in Hannover noch nichts beschlossen war. In einem 
Briefe an SCHUMACHER vom 12. August 1818 sagt er: 
»Schon im vorigen Herbst, gleich nachdem ich Ihre Notizen erhalten, habe ich ein Memoire über 
Ihre Gradmessung abgefasst und die mannigfaltigen Vortheile, die eine künftige Fortsetzung derselben durch 
das Hannoversche haben würde, nach Möglichkeit ins Licht gestellt, so dass ich nun gar nichts weiter 
hinzu zu setzen wüsste. Ich habe dieses Memoire eingesandt, aber bis dato ist darauf noch nichts weiter 
erfolgt. Unter allen schweren Künsten ist die Kunst des Sollicitirens diejenige, wozu ich — freilich zu 
meinem grossen Nachtheil — am wenigsten Talent habe, noch passe. Und daher kann ich unter den ob 
waltenden Umständen nicht wohl schriftlich auf den Gegenstand quaestionis zurückkommen.« 
Wiederum wandte sich Schumacher an den Minister von Arnswaldt, und Gauss bekam den Auf 
trag, die zur Verbindung der hannoverschen und dänischen Triangulation nöthigen Messungen in Lüneburg 
vorzunehmen (vergl. S. 347 oben). Diese sind von Gauss, gemeinsam mit Schumacher, in der ersten 
Hälfte des Octobers 1818 ausgeführt worden. Hiebei erhielt er auch durch ein von der Sonne beleuch 
tetes Fenster des Michaelisthurms in Hamburg, das ihm beim Beobachten lästig fiel, die erste Anregung 
zu der im Herbst 1820 gemachten Erfindung des Heliotrops.
	        
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