Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

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BEMERKUNGEN. 
erwähnten Bericht vom 7. Januar 1824 noch folgendes an; »Insofern eine solche Verbindung, querüber von 
Ost nach West geführt, grösstentheils über hannoversches Gebiet geht, ist der Vortheil, welchen die Geo 
graphie des Königreichs dadurch erhalten würde, ebenso klar. Es ist jetzt allgemein anerkannt, dass eine 
genaue Landesvermessung ohne eine gehörige Triangulirung unmöglich ist. Blosse Detailmessungen lassen 
sich niemals mit Sicherheit zu einem unverzerrten Ganzen verbinden. Allein auch abgesehen von der ohne 
Vergleich grossem Genauigkeit, gewinnt eine Detailaufnahme, wenn sie auf eine vorgängige gute Triangu 
lirung gestützt wird, in ihrem ganzen Plan und Gang eine solche Leichtigkeit, Einfachheit, Sicherheit und 
Controllirbarkeit in jedem einzelnen Theile, dass die Hälfte der Zeit und Kosten erspart wird. Die Grad 
messungsdreiecke umspannen bereits einen sehr bedeutenden Theil des Königreichs, querüber geführte Ver 
bindungs-Dreiecke würden den umspannten Raum beinahe verdoppeln.« 
Die Beobachtungen für die Fortsetzung der Gradmessung nach Jever fanden 1824 und 1825 statt. 
Durch die Seite Varel-Jever war der Anschluss an die KRAYENHOFFSchen Dreiecke hergestellt. Der 
nördliche Theil derselben erwies sich jedoch, wie eine directe Prüfung durch Nachmessung von Winkeln in 
Jever zeigte und wie auch eine von Gauss vorgenommene Ausgleichung, Suppl. theor. comb. Art. 23, be 
stätigte (vergl. die Briefe an Bessel vom 12. März und 20. November 1826 , S. 360/362, an Gebers vom 
4. Juli 1 824, S. 370, und vom 14. Mai 1826, S. 321/322 , und an Gerling vom 12. September und 14. No 
vember 1838, S. 391 und S. 393), als sehr ungenau. Damit war aber auch dieser Verbindung der beiden 
grossen Meridianbogen nur ein geringer Werth beizumessen. Auf der Rückreise von den Messungen, Ende 
Juli 1825, berieth sich deshalb Gauss (nach seinem Berichte vom li. März 1827 über die trigonometrischen 
Arbeiten im Jahre 1825) in Bremen mit Gebers, wie dem abzuhelfen sei. Gebers schlug vor, da die 
südlichen KRAYENHOFFSchen Dreiecke eine grössere Genauigkeit als die nördlichem besassen (vergl. S. 361), 
»eine neue Reihe von Dreiecken anzufangen, die von Bremen aus südwestlich laufend durch das Osna- 
brücksche sich zögen und bei Bentheim eine neue Verbindung mit den KRAYENHOFFSchen Dreiecken be 
wirken würden; er fügte die Versicherung hinzu, dass der bremische Senat aus Interesse für wissenschaft 
liche Unternehmungen, die Beihülfe des Gehülfen Klüver [der bereits im vorhergehenden Jahre Gauss zur 
Unterstützung bei den Messungen von der Stadt Bremen beigegeben war] während der noch übrigen Zeit 
des Jahres dazu gern bewilligen würde«. Gauss trug jedoch Bedenken auf diesen Vorschlag einzugehen, 
der »eine Überschreitung seines Auftrages gewesen wäre«, und da ausserdem »das Terrain von Bremen bis 
Bentheim ihm ganz unbekannt war«. Diese Verbindung von der Seite Bremen - Steinberg bis zur Seite 
Kirchhesepe-Bentheim ist dann später, im Jahre 1829, von seinem Sohne, dem Lieutenant Joseph Gauss 
ausgeführt worden (vergl. den Brief an Besser vom 9. April 1830, S. 363, sowie auch S. 422), allerdings 
mit geringerer Genauigkeit (vergl. S. 342). Das noch bestehende Project (nach dem Arbeitsbericht für 1824), 
in Gemeinschaft mit Schumacher über Wangeroog, Neuwerk und einen dänischen Dreieckspunkt an der 
Schleswig - holsteinschen Küste die Insel Helgoland, deren Längenunterschied mit Greenwich, Altona und 
Bremen 1824 chronometrisch bestimmt worden war (vergl. Band VI, S. 455/459), an die Triangulation an- 
zuschliessen, ist nicht mehr zur Ausführung gekommen, ebenso wenig wie eine geplante neue Verbindung 
der dänischen und hannoverschen Gradmessung über die Seite Litberg-Hamburg. 
Im Frühjahr 182 7 wurde von Gauss der Breitenunterschied zwischen Göttingen und Altona mit dem 
auch ihm von der englischen Regierung geliehenen RAMSDENSchen Zenithsector beobachtet, wobei ihn der 
dänische Ingenieur - Lieutenant V. Nehus unterstützte. Gelegentlich der Zurückbringung des Zenithsectors 
nach England durch den Hauptmann MÜLLER, richtete dieser am 3. October 18 27 ein Promemoria an den 
Grafen Münster, in dem er die Erweiterung der Triangulation über das ganze Königreich Hannover vor 
schlug und zugleich mittheilte, dass Gauss bereit sei, falls es sein Gesundheitszustand gestattete, die Leitung 
der Arbeiten zu übernehmen; hierzu hatte Gauss sich auch schon früher in einem Schreiben an Münster 
(nach dem Briefe an Gebers vom 2. April 1826, S. 376) erboten. Am 8. November wurde Gauss darauf vom
	        
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