108 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
suchen und wollte sogar nötigenfalls seinen Aufenthalt in Zeven verlängern,
wo er übrigens noch den Durchhau zwischen Bremerlehe und Brillit, den
Müller und sein Sohn besorgten, abwarten wollte. Ungefähr vom 6. bis 8.
Mai führte Olbers seinen Besuch in Zeven zur grossen Freude von Gauss
wirklich aus. Am 10. Mai verliess auch Gauss dann Zeven und begab sich
nach Bremen, was sich erst im letzten Augenblick entschied. Er teilte noch
vorher Olbers die telegraphischen Zeichen mit, durch die er Hartmann, der
von Bremen aus leuchten sollte, und Klüver, der den Heliotropen in Garlste
zu bedienen bestimmt war, von seinen Absichten verständigen wollte. Haupt
mann Müller wurde nach Langwarden und Jever gesandt, um diese Stationen
vorzubereiten. Zehn Tage bis zum 22. Mai nahmen die Beobachtungen in
Bremen in Anspruch. Gauss ging nun nochmals nach Osterholz, um in Garlste
zu beobachten. Bis zum 28, erhielt er nichts wegen des dicken Moorrauchs
und der unaufhörlich auf einander folgenden Gewitterschauer und benutzte
die ersten Tage zur Berechnung der Stationsbeobachtungen. Die Winkel
wurden durch die neuen Messungen verschlechtert 1 ). Über die Ursache äusserte
sich Gauss zunächst noch nicht, er scheint aber mit Olbers in Bremen über
die merkwürdigen Erfahrungen, die er gemacht hatte, gesprochen zu haben
(G.-Sch. Nr. 257) 1 2 ).
Am 6. Juni reiste er nach Bremerlehe (Lehe) ab, wo er in einer Woche
(7. bis 13. Juni) die Messungen vollendete. Schlechtes Quartier 3 ) hatte wieder
seinem Befinden geschadet, und er sehnte sich nach Varel, wo der Aufenthalt
sehr gut sein sollte.
In Varel war jedoch das Wetter nicht sehr günstig, auch das Befinden
hob sich nur langsam trotz der eingetretenen Kälte und des Gebrauchs einiger
Seebäder in dem eine Stunde entfernten Dangart 4 ). Am 26. konnten die Ar
beiten dort beendet werden, und es kam nun zunächst Langwarden an die
Reihe, weil Neuwerk eingemessen werden sollte, das Schumacher mit einem
1) Die Beobachtungen in Garlste litten auch dadurch, dass die Lichter von Varel und Lehe vor
5 Uhr gewöhnlich garnicht über die vorliegenden Holzsäume kamen und dann auch noch so wallend waren,
dass in der Regel vor 6 oder 6 1 /, Uhr keine gescheiten Messungen gemacht werden konnten (G.-O. Nr. 5 7 7).
2) Yergl. G.-Sch. Nr. 25 9 und G.-O. Nr. 570.
3) Er wohnte bei Madame MüHL.
4) Es scheinen warme Seebäder gewesen zu sein. G.-Sch. Nr. 252.