no A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
aus nahm Gauss noch Zenitdistanzen der Meeresfläche zur Zeit der Ebbe und
von verschiedenen Punkten auf den Deichen, die er durch eine kleine Trian
gulation festlegte; er tat dies, um die Meereshöhe der Göttinger Sternwarte
ableiten zu können.
In Jever, wo an dem Turm ein kanzelartiger Anbau hatte angebracht
werden müssen, um alle Richtungen zu erhalten, erreichte Gauss den
anderen Endpunkt der Anschlussseite Jever-Varel der KRAYENHOFFSchen Ver
messung. Er dachte daran, die Triangulation auf einer Seite Varel-Wangeroog
fortzubauen und begab sich für zwei Tage nach Wangeroog, wo er aber weder
Langwaarden, noch Neuwerk erblickte. Da es ferner sehr schwierig schien,
eine feste Aufstellung auf dem dortigen Turm zu erhalten, gab er auch in
Rücksicht auf seine unter der Hitze wieder sehr angegriffene Gesundheit den
Plan ganz auf. Die von ihm in Varel erhaltenen Winkel zeigten grosse Ver
schiedenheiten (von 15") gegen die KRAYENHOFFSchen, die möglichenfalls in
einem Zentrierungsunterschied zu suchen waren. Doch war eine Anfrage bei
Krayenhoff zur Zeit unmöglich, da dieser sich in Surinam befand 1 ).
Nachdem er am 19. Juli fertig geworden war, blieb Gauss auf der Durch
reise die Nacht vom 2 3. zum 24. in Bremen. An diesem Abende kam auch
der unsichere Anschluss durch die KRAYENHOFFSchen Dreiecke an den eng
lisch-französischen Bogen zur Besprechung. Gebers schlug vor, da die süd
lichen KRAYENHOFFSchen Dreiecke genauer als die nördlichen waren, eine neue
Reihe von Dreiecken anzufangen, die von Bremen in südwestlicher Richtung
durch das Osnabrücker Gebiet sich zögen und bei Bentheim eine neue Ver-
pointiert haben muss. Man ist sich also wohl, wenn auch nicht deutlich bewusst, dass das Licht seitwärts
von der Mitte ist, und tut, um dies gewiss zu berücksichtigen, mehr als man sollte. Wenn ich übrigens
oben sagte, dass die Laterne gewöhnlich deutlich erscheint, so ist dies doch nicht so zu verstehen, dass
diese Deutlichkeit immer so gross ist, wie zu einem ganz scharfen Sehen erfordert wird. Allein die Er
fahrung zeigt nun, wie es scheint, dass es gewöhnlich auf eine nachteilige Weise geniert. Bei dem Poin
tieren von Brillit auf Zeven tritt ein ganz ähnlicher Fall ein, und ich bin nun sehr neugierig, ob auch dort
die künftigen Messungen bei der anderen (übrigens für das Auge viel beschwerlicheren und ermüdenderen)
Methode eine günstige Änderung erleiden werden«. G.-O. Nr. 58 7.
»Ich habe bei meinen trigonometrischen Winkelmessungen unzählige Male die Erfahrung gemacht,
dass ich die Bisektion des Fadenintervalls bedeutend unrichtig beurteilte, wenn die Symmetrie fehlte, bei
Heliotroplicht z. B. auf einem Turme in mässiger Entfernung; ich musste in solchen Fällen immer, um
richtige Messungen zu machen, das Licht auf einen Faden bringen«. G.-O. Nr. 631.
1) Holländische Kolonie in Guayana in Südamerika.