Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

VORBEREITUNG ZU DEN SEKTORBEOBACHTUNGEN. 
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sie in die Erscheinung getreten ist, dadurch bekannt geworden, dass andere 
ihm, wie das öfter geschehen ist, in der Veröffentlichung zuvorgekomrnen sind. 
Zuerst war es Bessel, der die Methode, die Biegung astronomischer Fernrohre 
zu bestimmen, in den Astronomischen Nachrichten 1 ) veröffentlichte, die mit 
derjenigen von Gauss übereinstimmte, von der Bessel im Juli 1824 Olbers Mit 
teilung gemacht hatte. Sodann schrieb Bohnenberger über eine neue Methode, 
den Indexfehler eines Höhenkreises zu bestimmen und die Horizontalachse 
eines Mittagsfernrohres ohne Lot oder Libelle zu berichtigen * 1 2 ). Gauss hatte 
dieselbe Idee zur Bestimmung des Kollimationsfehlers gleich anfangs gehabt, 
aber die Ausführbarkeit war ihm noch schwierig erschienen 3 ). Erst jetzt ge 
lang es ihm, wie er an Olbers am 14. Juli 1826 schrieb, den Nadirpunkt 
nach dieser Methode zu bestimmen 4 ), wobei er nicht die Fäden im Queck 
silberhorizont mit ihrem Spiegelbild zur Deckung brachte, sondern zwei sym 
metrische Einstellungen in die Mitte der Fäden machte 5 6 ). 
Eine andere Messung, die mit den Vorbereitungen der Breitenbestimmung 
zusammenhing, war die Bestimmung der Teilungsfehler des K,EicHENBACHSchen 
Meridiankreises. An diesem war 1824 durch 89 Beobachtungen des Polar 
sterns die absolute Polhöhe von Göttingen erhalten worden. Andrerseits sind 
dann auch die Zenitdistanzen der 43 Sterne, die am Zenitsektor zur relativen 
Polhöhenbestimmung von Göttingen gegen Altona verwendet sind, zur Kon 
trolle noch am REicHENBACHschen Meridiankreise gemessen worden* 5 ), was Gauss 
und sein Spiegelbild im horizontalen Spiegel eingestellt werden. Auf diesen Wegen können der Zenitpunkt 
bezw. Nadir- oder Horizontpunkt des Kreises, der Kollimationsfehler, die Biegung, die Fadendistanzen, der 
Fokus usw. bestimmt werden. 
1) Band 3, Altona 1825, Nr. 61. Briefwechsel Olbers-Bessel, Nr. 382. 
2) Astronomische Nachrichten, Band 4, 1826, Nr. 89. 
3) »Ich wusste nicht recht, wo ich die Illumination anbringen sollte; Bohnenberger hat nun die 
praktische Ausführbarkeit bewährt, obgleich ich wünschte, dass er in seiner Beschreibung etwas deutlicher 
gewesen wäre. Er bringt bei doppeltem Okular sie zwischen beiden an; aber bei einfachem zwischen dem 
Netz und dem Augendeckel. Zwischen beiden sitzt ja aber das Glas beinahe in der Mitte der Theorie 
nach; ist nun sein Illuminateur zwischen Netz undOkular, oder zwischen Okular und Augendeckel? Welche 
Form hat der Illuminateur und welche Grösse ungefähr die Öffnung? Ich werde nun darüber, da Bohnen 
berger so unvollständig sich ausdrückt, Versuche machen, obwohl es unangenehm ist, dazu ein Okular 
gleichsam erst aufopfern zu müssen, da hier niemand auf solche Glasarbeiten eingerichtet ist. Es wäre 
vielleicht gut, die ganze letzte Okularröhre von Glas zu machen.« G.-O. Nr. 596. 
4) G.-O. Nr, 6 04. 
5) G.-Sch. Nr. 2 74. 
6) Breitenunter schied, Art. il, 21, Werke IX, S. 39. 5 0.
	        
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