DIE ERDGESTALT,
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Schumacher rechnete sich dies Anerbieten zu grosser Ehre an und liess ein
Porträt von Gauss lithographieren, das dann, als Gauss zurücktrat 1 ), als Bei
lage der Astronomischen Nachrichten erschienen ist.
XIV. Abschnitt. Die Erdgestalt.
52. Definition der Erdflgur, Laplacesche Gleichung. Die im IX. Bande der
Werke abgedruckte Bestimmung des Breitenunterschiedes usw. kann als ein
Muster gedrängter Darstellung der Beobachtungen und umfassender Berück
sichtigung aller Fehlerquellen bei der Behandlung nach der Methode der
kleinsten Quadrate gelten. Sie enthält ausser den Ergebnissen der Beobach
tungen und der Vergleichung mit dem terrestrischen Bogen und Zusätzen
über den Breitenunterschied zwischen Göttingen und Seeberg und über die
Erddimensionen im Artikel 20 zum ersten Male die deutliche Definition der
Erdgestalt, die zur Grundlage für die weitere Entwicklung der Geodäsie ge
worden ist 1 2 );
1) G.-Sch, Nr. 3 32, 33 3. Gauss gab fünf Gründe an, die Schrift einem Buchhändler in Verlag zu
geben: »l) dass ich dadurch den Vorteil erreiche, dass die Schrift unter meinen Augen gedruckt werden
kann, also, da mir immer in der Handschrift vieles entgeht, was gedruckt mir sogleich auffällt, viel kor
rekter; 2) dass der Druck des Anfangs dann schon beginnen kann, ehe das Ganze vollendet ist; 3) dass es
wohl allerdings schicklicher ist, dass die Resultate einer auf öffentliche Autorität und Kosten ausgeführten
Arbeit nicht als ein Artikel in einem Heft einer periodischen Sammlung, sondern wie eine selbständige
Schrift erscheint; 4) dass der buchhändlerische Vertrieb gewöhnlich sich eine leichtere Zirkulation zu ver
schaffen weiss ; 5) dass Sie [Schumacher] selbst dabei gar kein weiteres Interesse haben, sondern dass, so
wie Ihr König zum Besten der Wissenschaft Kosten, Sie Ihrerseits Zeit und Mühe lediglich opfern, um das
Erscheinen von Arbeiten zu befördern, die sonst vielleicht ungedruckt bleiben müssten«.
2) Von den Definitionen von Gauss und Bessel (Astronomische Nachrichten 14, S. 269) ist Heinrich
Bruns in seiner Abhandlung »Die Figur der Erde« (Publikation des Kgl. Preussischen Geodätischen Insti
tuts, Berlin 1 878) ausgegangen. Er hat jedoch an die Stelle der Entwicklung einer besonderen durch die
Bezeichnung »mathematische Figur der Erde« von den übrigen ausgezeichneten Niveaufläche die Ermittlung
der Kräftefunktion als Aufgabe der Geodäsie hingestellt. Seite 4: »Nach der GAUSS-BESSELSchen Definition
ist die mathematische Figur der Erde eine von den Niveauflächen und zwar diejenige, von der die Ober
fläche der Weltmeere einen Teil bildet. Hierbei wird stillschweigend vorausgesetzt, dass die Meeresober
fläche eine Niveaufläche sei, eine Annahme, welche offenbar nicht in aller Strenge richtig ist«. Seite 5 :
»Erstlich ist, ganz abgesehen von den rascheren und vorübergehenden Barometerschwankungen, der mittlere
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