142 A. GALLE, ÜBER DTE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
in der also zwei Konstanten a und k zur Verfügung standen, um die Ab
weichung des Vergrösserungsverhältnisses von dem Werte 1 im mittleren Pa
rallelkreis auf eine Grösse dritter Ordnung (abgesehen von dem Faktor e 1 2 )
herabzudrücken. Ausser einem Beispiel ist noch eine Tafel hinzugefügt 1 ) (Werke
IV, S. 293).
62. Zweite Abhandlung. Die zweite Abhandlung folgte 1846 (Werke IV,
S. 301—340). Die in der ersten sphärisch behandelte Aufgabe der Übertragung
der geographischen Koordinaten durch eine Dreiecksseite wird hier auf dem
Ellipsoid behandelt. Der wichtigste Fortschritt ist dabei die Einführung der
Mittelwerte der Breiten und der Azimute der beiden Endpunkte der geodä
tischen Linie, und es entstanden jene Formeln zur indirekten Lösung der
Aufgabe, mit sechs aus Hilfstafeln zu entnehmenden Koeffizienten, die mit
geringen Abänderungen noch jetzt, namentlich für die andere Aufgabe, aus
den Koordinaten der Endpunkte die lineare Länge und die Azimute zu be
rechnen, Anwendung finden.
Ob Gauss, als er am 30. Dezember Gerling gegenüber erwähnte, dass ihm
zur Ausführung einer grösseren Arbeit, die er vorhätte, Möglichkeit und Mut
fehle, sein geplantes Werk über die trigonometrischen Messungen in Hannover
im Auge gehabt hat, bleibt zweifelhaft 2 ). In seinem Nachlasse hat sich nur
ein Plan dazu (Werke IX, S. 401), die Einleitung und der Anfang des ersten
Abschnittes gefunden.
Mit jener Ausdauer, die nach seinen eigenen Worten das untrügliche
Zeichen des Genies sind, einen Gegenstand nicht eher zu verlassen, bis er ihn
ergrübelt habe, kam er immer wieder auf Untersuchungen zurück, die auf
klären sollten, welche Ursache den Winkelfehlern, die namentlich zuletzt seine
Beobachtungen in störender Weise beeinflusst hatten, zu Grunde lag. In aus
führlicher Weise hat er darüber an Gerling Bericht erstattet 3 ).
1) In der Ausgabe in Ostwalds Klassikern Nr. 177 hat der Herausgeber, J. Frischauf, aus den
dort Seite 89 angegebenen Gründen bei beiden Abhandlungen die Tafeln weggelassen.
2) Möglicher Weise handelte es sich um die Untersuchungen des Planeten Pallas.
3) Gauss an Gerling, 15. Januar 1844; »An dem Theodoliten, womit mein Sohn vorigen Sommer
(nach Müllers Tode) gemessen hat, und der den ärgerlichen Fehler, alle Winkel zu klein zu geben, in
einem unverschämten Grade angenommen hatte, habe ich jetzt durch Meyerstein Abänderungen machen
lassen, auf deren Wirksamkeit ich sehr neugierig bin. Sie bestehen hauptsächlich in Vorrichtungen, durch