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A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
Änderung der Polhöhe mit der Meereshöhe. Aus der Formel, die Gauss dafür
angibt und deren bedingten Wert wegen der Nichtberücksichtigung der Lokal
attraktion er hervorhebt, geht mit Wahrscheinlichkeit hervor, dass er einen
II. Von Fehlern, die in konstantem Sinn wirken, kann ich mir nur die einzige Erklärung denken,
dass entweder
A) der Kreis nicht ganz unbeweglich bleibt während eines Zeitintervalles, wo seine Unbeweglichkeit
vorausgesetzt wird, oder
B) die Alhidade ihre relative Stellung gegen den Kreis nicht beibehält während einer Zeit, wo diese
unveränderte Stellung stattfinden sollte.
Biegung der Speichen könnten hierunter begriffen gedacht werden. Ich ziehe aber vor, diese Biegung
aus folgendem Gesichtspunkte zu betrachten. Bei dem 8-zölligen Theodoliten, wo die Fernrohrträger nicht
auf dem Rande der Alhidade, sondern auf dem Herzen derselben aufstehen (eine Einrichtung, die übrigens
einiges gegen sich hat) ist eigentlich eine Biegung der Speichen fast ganz irrelevant. Nachteilig wirkt sie
eigentlich nur, insofern bei der Anfangsablesung und bei der Endablesung eine ungleiche Biegung der
Speichen stattfindet, und der Betrag dieser Ungleichheit wird dann mit der Anzahl aller Repetitionen divi
diert, ist also jedenfalls um so mehr unmerklich, da, wie Versuche mich gelehrt haben, (indem ich das Ob
jekt einmal blos durch Schrauben in einem Sinne, und nachher durch Schrauben von der andern Seite
her auf den Faden bringe und beidemal ablese) der ganze Betrag so klein ist, dass er sich in der Unge
wissheit der Ablesung verliert. Es bleibt also nur A und B zu betrachten.
Was B betrifft, so kann eine solche Änderung während der Drehung des ganzen Kreises (insofern
diese nicht unvernünftig schleudernd, sondern sehr langsam geschieht) nur in der Reibung des Zapfens au-f
der Tragfeder eine Erklärung finden. Dieses fällt aber jetzt weg, nachdem ich diese Feder ganz anders
habe einrichten lassen, wie ich weiterhin erklären werde.
Dann kann aber eine solche schädliche Änderung auch stattfinden, während man abliest, ich
meine, während man den Lupenträger um 90° dreht, um ihn über die beiden andern Verniers zu bringen.
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Dieser Fehler hat gewiss stattgefunden, da der Lupenträger wirklich etwas schwer ging; ich habe ihn aber
jetzt so leicht gehend gemacht, dass nicht mehr an einen merklichen Einfluss zu denken ist. Überdies
kann daraus kein konstanter Fehler entstehen, sondern höchstens wechselweise eine Messung zu gross, die
folgende zu klein pp. Ich lese nämlich immer so ab: anfangs I, III; Drehung; II, IV; dann die folgende
Ablesung II, IV; Drehung; I, III, u. s. f.
Es scheint also, dass wir es nur noch mit A zu tun haben. Ich hatte mir gedacht, dass, indem die
Alhidade gedreht wird, infolge der Reibung des Zapfens in der Büchse diese und damit der Kreis sich
immer in demselben Sinne etwas mitdrehen wird, wenn irgendwo einiger Spielraum dazu da ist; die Al
hidade durchläuft also relativ gegen den Kreis einen kleinern Bogen als im Raume und so erklärt sich,
dass alle Winkel zu klein ausfallen.
Es sind also immer zwei Dinge zu betrachten, die Kraft, welche die Alhidadenbewegung zum Be
wegen des Kreises ausübt, und die Empfänglichkeit des letztem, dem Impuls der Kraft zu folgen. Ich
trachtete daher beides wo nicht zu heben, doch zu vermindern. Ein Mittel zu dem letztem Zweck waren
die neuen tadellosen Schrauben. Das zweite Mittel ist die neue Einrichtung der Tragfedern. Diese sind
jetzt so eingerichtet, dass sie nach Gefallen das ganze Gewicht, einen beliebigen Teil oder garnicht tragen, und
dass man damit leicht und schnell nach Gefallen wechseln kann. Die Beschreibung der dazu angewandten,
sehr gut exekutierten Einrichtung übergehe ich für jetzt. Der Gebrauch ist folgender: Während der Ab-
esung trägt die Alhidadenfeder garnicht, oder die Alhidade liegt mit ihrem ganzen Gewicht in der Büchse;