UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHEREN GEODÄSIE.
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Ausdruck für die Niveaufläche, das von Listing so genannte Geoid (also eine
Formel für das Erdpotential) abgeleitet hatte, aus dem dann auch das Clai-
RAUTSche Theorem gefolgert wird.
die Kreisfeder hingegen trägt vollkommen, so dass ich den Kreis mit grosser Leichtigkeit drehe, um jeden
Index in einerlei Beleuchtung abzulesen. Nun wird bei demselben Zustand der Federn durch Kreisdrehen
das erste Objekt sehr nahe auf den Faden gebracht, dann die Klemmschraube festgesetzt*), die Kreisfeder
abgespannt und die Freistellung gemacht, für welche die Stellschraube dann selten mehr als etwa is" in
Anspruch genommen zu werden braucht. Nun wird die Alhidadenklemme leicht gelöst, die Tragfeder abge
spannt, die Klemme völlig und peeht OPdentlieh (*) gelöst und dann das Fernrohr sehr nahe auf das zweite
Objekt geführt: dann die Tragfeder wieder angespannt (d. i. zum Tragen gebracht), die Klemme ein wenig
befestigt, die Tragfeder wieder abgespannt, die Klemme ganz befestigt, die Stellung feiner d. i. bis auf etwa
io" genau gemacht, die Feder wieder angespannt und die Stellung ganz fein vollendet. Jetzt wird wieder
die Kreisfeder abgespannt, die Klemme gelöst und entweder abgelesen oder zu einer zweiten Messung ge
schritten. Das ganze anfangs verwickelt scheinende (und wohl einiges Lehrgeld kostende) Spiel wird einem
in kurzer Zeit ganz mechanisch.
Ich habe nun hiemit eine bedeutende Anzahl Winkelmessungen gemacht; gross muss die Zahl immer
sein, um die Ablesungsfehler unschädlich zu machen, da diese ziemlich gross sind. Die Teilstriche sind
nicht so edel, wie an den andern Theodoliten, und ich bleibe bei der Schätzung öfters 5"—io" ungewiss.
Ich habe daher zu jedem Winkel so oder mehr Repetitionen gebraucht. Die Gegenstände waren l) Geismar
2) Rosdorf 3) Hohehagen Signal 4) Sesebühl, die ich an Einem Platze in der Sternwarte sehe. Es liegt da
selbst ein grosser fundierter Stein, bestimmt dem fi-füssigen Merz für Mikrom[eter]messungen eine feste Lage
zu geben; ich sehe durch das Fenster etwa 9 0° imAzimuth; Geismar wird durch die zugleich geöffnete Tür
sichtbar. Der Theodolit bleibt hier fortwährend stehen und ist wegen des Nivellierens immer nur eine
sehr kleine Nachhülfe erforderlich gefunden. Freilich steht der Theodolit zunächst auf einem hölzernen
Stativ; aber es Hess sich für jetzt eine andere Aufstellung durchaus nicht erreichen. Im Freien hätte ich
eine Aufstellung auf einem Steine haben können, wo aber nicht so viele gute Objekte sichtbar gewesen
wären und wo die Notwendigkeit, das Instrument jedesmal erst neu aufzustellen, die Gewinnung von vielen
Repetitionen in der ungünstigen Jahreszeit ganz unmöglich gemacht hätte. Die folgenden 65 0 Repetitionen
haben 5 Wochen gekostet; in günstigerer Jahreszeit hätten sie in Einer erhalten werden können.
Unter I verstehe ich hier die Messung A, —A, d. i. wo die Alhidade von der Linken nach der Rechten
um A, der Kreis [um] ebensoviel von der Rechten nach der Linken gedreht wird, unter II hingegen 360— A,
— (360 — A), wo beide durch das Supplement gedreht werden. Bei I wird also mit den links liegenden, bei
II mit den rechts liegenden angefangen; bei I bilden die Ablesungen wachsende, bei II abnehmende Zahlen.
In der letzten Kolumne setze ich die Ausgleichung der Mittel hin, um sie in Übereinstimmung zu bringen,
jedes I II Mittel
1.2
50
72°
51'
4 2,"8 0 0
72°
51'
46,"100
100
72°
51'
44"450
-f- 0"136
1.3
60
89
23
24,292
89
23
26,646
120
89
23
25,469
-f- 0,014
1 .4
50
98
31
21,850
98
31
24,225
100
98
31
23,037
— 0,154
2.3
5 5
16
31
4 0,00 0
16
31
41,787
110
16
31
40,864
-f- 0,033
2.4
55
25
39
37,841
25
39
38,568
110
25
39
38,205
0,092
3.4
55
9
7
56,386
9
7
58,318
110
9
7
67,352
-f- 0,048.
*) D. i. heruntergedrückt, so dass sie garnicht trägt; genau genommen ist dies eigentlich eine stärkere
Anspannung. Das Abspannen bezieht sich also auf die Büchse, gegen die die Feder vorher drückte.
XI2 Abh. i. 19