1#
Die Wissenschaft soll die Freundin der Praxis sein,
aber nicht ihre Sklavin, sie soll ihr schenken, aber
nicht ihr dienen.
Gauss nach M. Stern.
Einleitung 1 ).
Als sich Gauss auf dem Collegium Carolinum in Braunschweig für die
Universitätsstudien vorbereitete, fand er 1794, also im Alter von siebzehn
Jahren die Methode der kleinsten Quadrate. Während die Konstruktion des
Siebzehnecks, die ihm zwei Jahre später glückte, nach glaubwürdigen Be
richten 1 2 ) die endgültige Entscheidung für das Studium der Mathematik zur
Folge hatte, und damit seinem Leben die innere Lichtung wies, hat jene
frühere Entdeckung dazu beigetragen, seinen äusseren Lebensgang zu beein
flussen.
Zum ersten Mal erwähnt Gauss dieses Verfahren in einem Schreiben an den
Freiherrn von Zach in Gotha, mit dem er, vermutlich auf den Bat des Obersten
von Lecoq (vgl. weiter unten Nr. 8, S. 16) in einen Briefwechsel getreten war,
in dessen Verlaufe er um die Erlaubnis bat, auf der Gothaer Sternwarte einige
Zeit zu seiner Ausbildung zu beobachten 3 ). In den von von Zach begründeten
und redigierten »Allgemeinen Geographischen Ephemeriden« war ein Auszug
von Ulügh Beighs Zeitgleichungstafel erschienen 4 ), auf den Gauss im Frühjahr
1) Verzeichnis der Abkürzungen.
Werke für C. F. Gauss, Werke, Bd. I—XI.
G.-Sch. für Briefwechsel zwischen C. F. Gauss und H. C. Schumacher, herausgegeben von C. A. F. Peters.
c Bände, Altona 1860—65.
G. -B. für Briefwechsel zwischen Gauss und Bessel. Herausgegeben auf Veranlassung der Königlich
Preussischen Akademie der Wissenschaften. Leipzig 1880.
G.-O. für Wilhelm Olbers, sein Leben und seine Werke. Zweiter Band. Briefwechsel zwischen Olbers
und Gauss. Erste Abteilung. Berlin 1900, Zweite Abteilung. Berlin 1909.
G.-G. für Briefe von Gauss an Gerling und von Gerling an Gauss, nicht veröffentlicht.
2) W. Sartorius y. Waltershausen, Gauss zum Gedächtnis, Leipzig 1856.
3) Vergi. M. Brendel, Über Gauss’ praktisch-astronomische Arbeiten, in diesem Bande.
4) Allg. Geogr. Ephemeriden Band 3, 1799 Februar, S. 182,Werke, Bd. XI i.