Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

6 CLEMENS SCHAEFER, ÜBER GAUSS* PHYSIKALISCHE ARBEITEN. 
Zeit von 1820 bis 1831 zu linden, anderseits in dem persönlichen Einflüsse, 
den der grosse Naturforscher Alexander v. Humboldt inzwischen auf Gauss 
gewonnen hatte, und schliesslich in den nahen Beziehungen zu Wilhelm Weber. 
Die wissenschaftliche Situation wird durch folgende Daten beleuchtet: 
1820 entdeckte Oerstedt den Elektromagnetismus, d. h. die Tatsache, dass 
ein elektrischer Strom magnetische Kräfte ausübt. Diese gewaltige Entdeckung 
beschäftigte in den nächsten Jahren die bedeutendsten Geister. Um die ma 
gnetische Wirkung eines beliebigen Stromleiters auf einen Magnetpol be 
rechnen zu können, stellten 1820/21 Biot und Savart das nach ihnen benannte 
Elementargesetz auf; 1822/24 folgte ihnen Ampere, indem er zeigte, dass 
ein geschlossener Strom eine magnetische Lamelle in ihrer Wirkung auf 
den Aussenraum ersetzen könne; von da bis zur Aufstellung des Ampere- 
schen Elementargesetzes, das die magnetischen Wirkungen zweier Stromleiter 
auf einander bestimmt und zur Berechnung der ponderomotorischen Kräfte 
zweier beliebiger Ströme aufeinander dient, war nur noch ein Schritt. 182 7 
stellte Ohm das nach ihm benannte Gesetz der galvanischen Kette auf; 1828 
erschien zu Nottingham die Abhandlung Greens über Potentialtheorie, von 
der wir allerdings nicht wissen, ob Gauss sie überhaupt gekannt hat; 1831 
entdeckte Michael Faraday das Gegenstück des Elektromagnetismus, die In 
duktion, d. h. die Tatsache, dass ein bewegter Magnet elektrische Wirkungen 
auszuüben vermag. 
Dadurch war die Lehre vom Magnetismus, bisher ein kleines und relativ 
unscheinbares Gebiet der Physik, in ganz anderer Weise als vorher in das 
Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt. 
Dazu kam der Einfluss, den Alexander v. Humboldt auf Gauss ausgeübt 
hat. Spätestens seit 1807 1 ) stand Gauss mit Humboldt im Briefwechsel; 1810 
versuchte dessen Bruder Wilhelm v. Humboldt ihn an die Berliner Akademie 
und an die neu zu gründende Universität zu ziehen 1 2 ), ein Versuch, der mit 
gleichem negativen Ergebnis in den Jahren 1 821/24 wiederholt wurde. Im 
Jahre 1828 endlich fand, wie A. v. Humboldt 3 ) an Gauss schreibt »die Ver 
sammlung deutscher und nordischer Naturforscher, Physiker und Astronomen« 
1) Gauss-Humboldt, S. i und 2. 
2) Ebenda, S! 3 ff. und Werke XII, S. 32 0 ff. 
3) Ebenda, S. 20.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.