70 CLEMENS SCHAEFER, ÜBER GAUSS’ PHYSIKALISCHE ARBEITEN.
Verbindung der Drahtenden des Rades mit ihren Fortsetzungen. Die Ein
richtung ist nach Vorschrift der Theorie so, dass dieser Wechsel genau statt
findet, wenn das Rad dem magnetischen Äquator parallel ist, oder einfacher
gesagt, normal gegen die Richtung der erdmagnetischen Kraft. So wirkt der
durch die Induktion erzeugte Strom immer in einerlei Sinne auf das Magneto
meter und bewirkt, obwohl die ganze Drahtlänge so gegen 20 000 Fuss lang
ist, doch noch Ausweichungen von mehreren Hundert Skalenteilen an der
2 5 pfundigen Nadel «. Obwohl Gauss an dieser Stelle nichts von
einer Anwendung dieses Apparates auf die Bestimmung der Inklination sagt,
geht seine Absicht doch deutlich aus einem späteren Briefe hervor, auf den
wir sogleich zurückkommen; bemerkt sei nur, dass bei der oben beschriebenen
GAussschen Anordnung der Magnetometerausschlag ceteris paribus der Vertikal
komponente des Erdmagnetismus proportional ist.
Etwa ein Jahr später erschien in den Resultaten Wilhelm Webers 1 ) Auf
satz über das »Induktionsinklinatorium«, in dem Weber es sich zur Aufgabe
macht, anstelle der Messungen mit dem Inklinatorium die Induktion des Erd
feldes zu benutzen. Aus einer Bemerkung Webers (1. c. S. 82) kann man
mit Sicherheit schliessen, dass Gauss’ oben im Briefe an Olbers angedeuteter
»Erd-Induktor« ihn zu seinen Versuchen angeregt hat. Dieses WEBERSche Induk
tionsinklinatorium ist eine geistreiche Kombination von Induktor und Magneto-
raeter. Im Inneren eines um eine horizontale Achse drehbaren Kupferlings
schwebt eine Magnetnadel; bei Drehung des Kupferrings wirkt dieser gleich
zeitig als »Induktor«, indem durch die Vertikalkomponente des Erdfeldes in
ihm Ströme induziert werden, sowie als »Multiplikator«, indem diese Ströme auf
die Magnetnadel einwirken, ausserdem auch noch, was für uns hier neben
sächlich ist, als »Kommutator« und als »Dämpfer«. Mit diesem Instrument
kann man relative Inklinationsmessungen (Vergleiche der Inklination an
verschiedenen Orten und zu verschiedener Zeit) machen, zur absoluten Be
stimmung der Konstanten des Instruments muss aber eine absolute Inklinations
messung mit dem Inklinatorium bereits bekannt sein; alle Fehlerquellen dieser
Messung werden demnach in den WEBERschen Apparat mit eingehen. Einer irgend
wie gesteigerten Genauigkeit ist also dieser Apparat garnicht fähig. Gauss
l) Resultate im Jahre 1837, S. 81 ff., 1838.