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A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN \ON GAUSS.
Dienste zu beschränken (G.-O. Nr. 8). Zunächst bot sich für Gauss die
Aussicht auf eine unter v. Zachs Mithilfe in Braunschweig zu errichtende
Sternwarte. An diesen hatte sich Gauss schon früher einmal (1799) mit der
Bitte gewandt, nach Seeberg kommen zu dürfen, was ihm aber Zäch ab
geschlagen hatte 1 ). Auch als Gauss ihn jetzt um Überlassung einiger In
strumente ersucht hatte, riet ihm y. Zach in einem Briefe (vom 21. Februar
1802) von der Beschäftigung mit der praktischen Astronomie in zwar freund
licher, aber energischer Weise ab, indem er Gauss’ Kurzsichtigkeit als ein
wesentliches Hindernis dabei ansah und auf die Gefährlichkeit von Sex
tanten- und Sonnenbeobachtungen für die Augen hinwies, wie er selbst er
fahren habe. Auch werde Gauss bei der praktischen Astronomie eine kost
bare Zeit verlieren, die er tausendmal besser und nützlicher anwenden könne.
Er habe ein so überwiegendes talent de calcul, dass er mit diesem allein
wuchern müsse. Immerhin erklärte er sich bereit, ihm einen Sextanten, einen
künstlichen Horizont, eine Uhr und ein Fernrohr zu borgen.
Mit dem kleinen, zum Sextanten gehörigen Fernrohr machte Gauss dann
bereits 1802 zum Vergnügen zuweilen Zeitbestimmungen, vielleicht nach der
von Gebers angegebenen Methode (Mon. Corr., Band III, S. 124) durch Stern
verschwindungen, die er ganz vorzüglich fand.
Auch beobachtete Gauss am 8. November 1802 in Braunschweig mit seinen
geringen Hilfsmitteln den Vorübergang des Merkur vor der Sonnenscheibe an
einem zweifüssigen Achromaten von Baumann 1 2 ).
10. Aussicht auf die Göttinger Sternwarte. Bald eröffnete sich ihm aber
durch Olbers’ Vermittlung die Aussicht, in Deutschland in einer Weise ganz
der Astronomie leben zu können, die seinen Wünschen entsprach und seine Zu
kunft sicher stellte. Der Umstand, dass die Göttinger Sternwarte, deren Leiter
er werden sollte, noch nicht vollendet war, erschien ihm gerade erwünscht, da
er sich in der Zwischenzeit erst recht zum praktischen Astronomen ausbilden
1) Siehe M. Brendel, Über Gams’ praktisch-astronomische Arbeiten, Werke XI2.
2) Monatliche Correspondenz, Band VI, S. 570 und Werke VI, S. 231. An dieser Stelle wird erwähnt,
daß Gauss, da ihm kein Passagen - Instrument zur Verfügung stand, sich mit einigen nach i Uhr auf
einem unbedeckten Öl-Horizont genommenen einzelnen Sonnenhöhen zur Zeitbestimmung für die Beobach
tung des Merkurdurchgangs begnügen musste, und dass es seine erste Zeitbestimmung dieser Art war.
Ausser zur Beobachtung des Austrittes hat er auch das Fernrohr als Kreismikrometer zu gebrauchen ver
sucht und mehrere Rektaszensionsdifferenzen zwischen Merkur und dem Mittelpunkte der Sonne genommen.