152
CLEMENS SCHAEFER. ÜBER GAUSS’ PHYSIKALISCHE ARBEITEN.
lieh Gauss’ Schüler Bernhard Riemann 1 ), der anstelle der PoissoNschen Glei
chung für das Potential die Gleichung
1 d 2 V
c 2 dt 2
A V -f- 4 Ti p
angesetzt hatte, die eine Fortpflanzung des Potentials mit Lichtgeschwindig
keit ergibt. Gauss selbst war hier ein Erfolg nicht beschieden gewesen.
III. Gauss’ Untersuchungen über Optik.
80. Schon durch seine astronomische Tätigkeit wurde Gauss veranlasst,
sich mit bestimmten Problemen der Optik, genauer der Dioptrik zu befassen.
Und zwar wurden ihm diese Probleme — wie jedem Astronomen seiner Zeit
— durch die Unvollkommenheit der damaligen Fernrohre fast aufgezwungen.
Es handelt sich mit andern Worten darum, achromatische und sphärisch kor
rigierte Fernrohrobjektive zu berechnen.
Zum ersten Male trat diese Aufgabe im Jahre 1807 an Gauss heran, als
der Inhaber der berühmten Hamburger mechanisch-optischen Werkstätte Johann
Georg Repsold sich an ihn wandte mit bestimmten Fragen über die Kon
struktion eines achromatischen Doppelobjektivs. Repsold wurde zu seinem Briefe
veranlasst durch einen Aufsatz von Georg Simon Klügel 1 2 ); der Brief selbst
ist uns nicht bekannt, doch können wir aus GAüssens Antwort ersehen, um
was es sich handelte. Dieser 3 ) erwiderte am 30. September 1807 aus Braun
schweig: »Auf Veranlassung von Ihrem Herrn Onkel habe ich den Klügel-
schen Aufsatz über die Dimensionen eines Doppelobjektivs in Hindenburgs
Archiv durchgesehen. Diesen Zweig der Mathematik habe ich zwar bisher
noch zu keiner Hauptbeschäftigung gemacht, und mancherlei meine Zeit jetzt
beschränkende Arbeiten verbieten mir, in diesem Augenblick tief in diesen
1) B. KlEMANN, Ges. Werke, 2, Aufl,, S. 2 88.
2) G. S. Klügel, Angabe eines DoppelobjeMvs, das von aller Zerstreuung der Farbe frei ist; Archiv
der reinen und angew. Math,, 6. Heft, S, 141 ff., 1797.
3) Werke XII, S. 14 5.