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CLEMENS SCHAEFER, TIBER GAUSS’ PHYSIKALISCHE ARBEITEN.
er in das Rohr des Instrumentes eine seitliche Öff
nung und brachte im Innern des Rohres einen ge
neigten Spiegel S an, sodass die Hälfte des Gesichts
feldes bedeckt wurde (s. Figur 6). Vor die Öffnung
wurde eine Lampe gestellt, deren Licht durch $ zur
ersten Linse des Okulars geleitet wurde, von wo es
auf die Fäden traf, die auf diese Weise gut be
leuchtet wurden. Diese Vorrichtung ist als der
BoHNENBERGERsche Kollimator bekannt. Sie
besitzt aber gewisse Nachteile, vor allem den, dass
von der Linse B Licht ins Auge reflektiert wird, das
die deutliche Sichtbarkeit des Fadenkreuzes beein
trächtigt 1 ). Gauss ersetzte daher den undurchsichtigen
Spiegel 8 durch eine unter 45° geneigte durchsichtige Glasplatte, die durch
das ganze Gesichtsfeld ging und entfernte die Linse B vollständig. »Die
Pointe ist, dass zwischen dem unter 45° geneigten Spiegel und
dem Fadensystem gar kein Glas sein darf«, schreibt er an Schumacher
am 31. Oktober 1846 1 2 ).
91. Ebenfalls ein elementares Problem des Strahlenganges im Fernrohr
ist behandelt in zwei Briefen zwischen Gauss und Gerling aus den Jahren
1839/40. Am 31. Dezember 1839 hatte Gerling 3 ) bei einer Beschreibung
seines FRAUNHOEER-MERzschen Fernrohres erwähnt, dass die Sonnengläser vor
dem Okular ihm stets gesprungen seien, wenn er das Fernrohr gegen die Sonne
gerichtet habe. Merz habe ihm darauf mitgeteilt, dass er das Objektiv ab
blenden müsse. Dies erschien Gerling so zu sagen als ein Mangel des Instru
ments; er glaubte verlangen zu können, dass die Sonnengläser auch die Be
nutzung der ganzen Öffnung des Objektivs aushalten müssten. Am 10. Januar
1840 antwortete Gauss 4 ) mit einer ausführlichen Darlegung der Intensitäts
verhältnisse in der Brennebene des Fernrohrs und im Okularkreise. Seine
Betrachtung kommt darauf hinaus, die Grösse des Sonnenbildes in der Brenn-
1) Brief Schumachers an Gauss vom 2, Dezember 1828; Gauss-Schumacher II, S. 189.
2) Gauss-Schumacher, Bd. V, S. 225 ; Astron. Nachrichten, Bd. 25, S. 43, 1846; Werke VI, S. 472.
3) Gauss-Gerling, S. 593.
4) Ebenda, S. 59 9.