Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

182 CLEMENS SCHAEFER, ÜBER GAUSS’ PHYSIKALISCHE ARBEITEN. 
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Übet denselben Gegenstand äussert sich Gauss 1 ) noch einmal ganz kurz 
in einem Briefe an Schumacher vom 30. Januar 1843, wobei er erwähnt, dass 
er diese Verhältnisse in seinen Vorlesungen besprochen habe. 
92. Ein Vorlesungsheft, das ein Schüler von Gauss, Piper, mitgeschrieben 
hatte, kam im Jahre 1846 in die Hand Schumachers, der von der darin ent 
haltenen Theorie des Fernrohrs so entzückt war, dass er Gauss dringend nahe 
legte, diese Darlegungen in den »Astronomischen Nachrichten« zu veröffent 
lichen. Gauss lehnte schliesslich ab, nachdem er die Niederschrift noch ein 
mal durchgesehen hatte; aber diese Lektüre war ihm Veranlassung, in Briefen 
an Schumacher einen Punkt richtig zu stellen, den er in den Vorlesungen 
berührt hatte. 
Es handelt sich um die Frage, ob die Vergrösserung eines Fernrohrs für 
das kurzsichtige oder normale Auge grösser ist, d. h. welches Auge den 
grösseren subjektiven Nutzen von dem Fernrohre habe. 
Gauss hatte 1 2 ) ursprünglich so argumentiert: Ein normales Auge benutzt 
eine Lupe so, dass die von einem Objektpunkt ausgehenden Strahlen parallel 
sind, d. h. es bringt das Objekt in die Brennebene der Lupe, während ein 
kurzsichtiges Auge das Objekt näher an die Lupe heranbringt, sodass die 
Strahlen mit der geeigneten Divergenz auf das Auge fallen. Folglich sei 
der Sehwinkel und damit die Vergrösserung für das kurzsichtige Auge bei 
Benutzung einer Lupe grösser. Da nun die Okularlinse des Fernrohres als 
Lupe diene, so sei damit bewiesen, dass ein kurzsichtiges Auge mehr durch 
die Benutzung eines Fernrohres gewinne, als ein weitsichtiges. 
Diese Schlussweise und dieses Resultat nimmt nun Gauss 3 ) in einem Briefe 
an Schumacher vom 27. Juni 1 846 zurück. Er deutet zunächst im allgemeinen 
an, dass es ein Unterschied sei, ob man ein Objekt betrachte, oder ein 
Bild des Objektes, von dem Strahlen nur in bestimmter Richtung ausgehen. 
Er gibt dann ohne Begründung sein neues Ergebnis an; »Dieser Ort des Auges 
liegt nun (wie eine genauere Untersuchung zeigt) etwas weniges 4 ) entfernter von 
1) Gauss-Schümacher Y, S. ne. 
2) Ebenda, S. 117. 
3) Ebenda, S. 171. 
4) Hier ist im Abdruck des Briefes ein Druckfehler unterlaufen, der den Sinn ins direkte Gegenteil 
verkehrt; der oben stehende Text entspricht der Handschrift. — Schaeeer.
	        
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