Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

74 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN YON GAÜSS. 
Dollond nicht ausgeführt zu haben; immer scheint er vor das vollständige 
Objektiv ein zerschnittenes von langer Brennweite zu setzen. Nun wusste ich 
nicht, ob dieses wieder achromatisch oder einfach sei. Allein Nicolai schreibt 
mir heute, dass auf der Seeberger Sternwarte zwei DoLLONosche Heliometer 
vorhanden sind, wovon das eine wirklich achromatisch sei (übrigens sonderbar 
genug von negativer Brennweite oder konkav; aus seinen Angaben schliesse 
ich auf —30 Fuss). Auf diese Art gewinnt allerdings Dollond eine achtmal 
so grosse Skale, als das meinige hat; das Ablesen kann älso mit dem Nonius 
geschehen, trotzdem glaube ich, dass an dem meinigen die äusserst trefflichen 
Schrauben eher noch grössere Genauigkeit geben, selbst ohne zu repetieren. 
Einen wichtigen Vorzug hat aber die DoLLONosche Einrichtung unstreitig in 
der grossem Schnelligkeit bei Messungen grosser Winkel; bei der Sonne ist 
es immer lästig, 70 Drehungen zu machen, und so möchte auch wohl bei 
einem sehr häufigen Gebrauch die DoLLONosche Einrichtung den Vorzug 
grösserer Dauerhaftigkeit haben. Dagegen muss man bei derselben in An 
sehung des Sehens sehr verlieren, an Helligkeit enorm, auch wohl an Deut 
lichkeit. Wenigstens vermute ich, dass das zerschnittene Objektiv auf der 
Seeberger Sternwarte nicht recht vollkommen ist, da Nicolai bemerkt, dass 
bei weiterm Ausziehen der Okularröhre Bilder, die sich vorher berührten, 
sich trennen, wie dies (obwohl bei konvexen Objektiven in entgegengesetztem 
Sinn) bei den gemeinen Gläsern längst bemerkt wurde, worüber auch Kaestner, 
der Lalandes richtige Vorschriften ganz falsch beurteilte, ein Langes und 
Breites hat. Bei unserm Heliometer findet dies Phänomen nicht statt. Doch 
ich sehe, dass ich selbst lang und breit werde und Sie nur ermüden muss.« 
Gauss beklagte sich jedoch bald über die schlechte Montierung des Helio 
meters; er hatte kein brauchbares Stativ dazu und beantragte die Anschaffung 
eines solchen in einer Eingabe an das Ministerium vom Mai 1814 in der er 
sich folgendermassen ausspricht: 
»Ewr. Exzellenzen habe ich untertänigst Anzeige zu machen, dass vor 
einigen Tagen aus München ein bereits vor anderthalb Jahren bei dem kgl. 
bayrischen Salinenrat von Reichenbach — welcher bekanntlich dort in Ver 
bindung mit dem Geheimrat von Utzschneider und dem Optikus Fraunhofer 
ein durch bewundernswürdige Arbeiten berühmt gewordenes Institut für Ver 
fertigung astronomischer und optischer Instrumente errichtet hat — für die
	        
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