Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 3. PERIODE, GÖTTINGEN 1813—1816. 77 
erlebte er nicht viel Freude an dem Instrument. Es bahnte sich auch hier 
über ein Meinungsaustausch mit Bessel an. Dieser besass anfangs ein altes 
DoLLONüschesHeliometer und erhielt später (1829) ein grosses FRAUNHOPERsches 1 ) 
von 5 Zoll Öffnung. Gauss versuchte nach der neuen Montierung nach Aus 
weis des Tagehuchs der Sternwarte einige Messungen des Venus 1 2 )- und des 
Marsdurchmessers, sowie des Saturnringes (1815 Mai — Oktober). Auch be 
obachtete er den Kometen 1815 II; nur die letztere dieser Beobachtungen 
hat er selbst veröffentlicht 3 ). Seinen Plan, Sonnenilecken gemeinsam mit Nicolai 
zu messen, über den er an Olbers am 15. Juni 1814 (siehe oben Seite 73) 
berichtet, gab er schliesslich ganz auf und schrieb darüber an Olbers im Juni 
1815: »Zur Beobachtung von Sonnenflecken habe ich alle Lust verloren. Ich 
hatte vor 10 Tagen einen ausgezeichnet schönen Flecken scharf beobachtet; 
ein paar Tage nachher hatte sich die Gruppe so verändert, dass ich garnicht 
mehr wusste, was ich beobachten sollte. Isolierte Flecke hatte ich schon im 
vorigen Jahre mehreremale zu beobachten angefangen, die bald nachher mitten 
auf der Sonne ganz verschwunden waren. Das Aufstellen des Heliometers, 
das Beobachten selbst etc. kostet zu viel Mühe, als dass ich sie an ein so 
betrügerisch-undankbares Geschäft verschwenden sollte. Erst wenn ich einmal 
dem Heliometer einen bleibenden Platz geben kann, werde ich solche Beob 
achtungen wieder anfangen«. Ähnlich klagt er in einem im astronomischen 
Jahrbuch für 1818 abgedruckten Briefe an Bode (Werke VI, S. 388 — 389), in 
dem er sagt, dass er gute Kreismikrometerbeobachtungen vorzöge. 
Im Mai 1817 schickte er nach einem schon im Juni 1816 gefassten Ent 
schluss 4 ) das Heliometer an Fraunhofer zurück zur Vornahme einiger Ver 
besserungen und erhielt es auch im November 1817 wieder mit einem neuen 
Objektiv 5 ). Er kam aber auch auf der neuen Sternwarte nicht dazu, davon 
einen wirklichen Gebrauch zu machen, wie er an Bessel am 25. März 1818 
schreibt: »Gegenwärtig kann ich des Lokals wegen noch gar keinen Gebrauch 
davon machen; die Zimmer, wo es in Zukunft seinen Platz haben wird, werden 
1) Wolf, Handbuch der Astronomie, II. Band, S. 140. — Yergl. auch Briefe von Bessel an Olbers 
vom 13. Januar 1820 und vom 4. Juni 1829. 
2) Brief an Olbers vom 29. Mai 1815, Werke XI, i, S. 293. 
3) Werke VI, S. 388. 
4) Brief an Olbers vom 4. Juni i s 16. 
5) Brief an Bessel vom 6. September 1817 und an Olbers vom 2. Dezember 1817.
	        
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