86 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN YON GAUSS.
ment bei Reichenbach, eine der beiden noch nötigen Pendeluhren bei Lieb
herr, der sich geschäftlich mit Reichenbach und Utzschneider vereinigt hatte,
zu bestellen, dagegen das Äquatoreal oder parallatisch montierte Fernrohr,
sowie die zweite Uhr, noch zurückzustellen. An Olbers schreibt er am
4. Juni 1816; »Dass ich auf dieser fünfwöchentlichen Reise den mannigfaltigsten
Genuss gehabt habe, werden Sie mir leicht glauben Reichenbach hat
mich konfidentiell von seiner Teilungsmethode unterrichtet. Es liegt dabei
eine sehr glückliche, genialische Idee zum Grunde. Eigentlich ist nur die Me
thode, wie er seine Teilmaschine geteilt hat, das Geheimnis, nicht aber das
Teilen der Instrumente auf der Maschine. Grössere Instrumente als die Teil
maschine Hessen sich auch ohne diese unmittelbar nach der Methode teilen;
Reichenbach ist aber nicht dafür, über eine gewisse Dimension hinauszugehen,
und zwar hauptsächlich wegen der Flexibilität der Metalle. Über letztere
haben wir gemeinschaftlich mehrere interessante Versuche gemacht; es ist
zum Erstaunen, mit welchem Grade von Genauigkeit sich dieselben anstellen
lassen; Reichenbach wird sie in einem besondern Aufsatze in der A. Z. *) mit
bekannt machen.
»Ebenso merkwürdig ist die Genauigkeit, mit welcher man in Benedikt
beuren den Oberflächen der Gläser die Kugelgestalt gibt. Fraunhofer versichert,
dass bei Prüfung derselben 1()0Q0(KK) eines Zolles noch merklich gemacht werden
könne. Zu einem Achromat von 160 Zoll Brennweite, 9 Zoll Öffnung, waren
die Gläser fertig, nur waren sie vorerst in eine schlechte Röhre eingesetzt,
so dass die Wirkung an einem trüben Tage nur auf der Erde gesehen werden
konnte. Ein etwas kleinerer Achromat von 9 Par. Fuss Brennweite, Zoll
Bayr. Öffnung, bis 700 malige Vergrösserung, ist mit nach Neapel gekommen
und kostete 4500 Gulden. Was von noch grossem Öffnungen erzählt wird,
sind Fabeln für jetzt; es wird erst unendliche Mühe kosten, bis man von 9
Zoll zu 10 Zoll übergehen kann.«
Das REicHENBAcnsche Passageninstrument erhielt Gauss im November 1818,
den Meridiankreis im August 1819; zu der Anschaffung des Äquatoreals ist
es indessen niemals gekommen. Vielmehr wurde in der später umgebauten
Drehkuppel 1886 das grosse Heliometer aufgestellt, das noch heute im Ge
brauch ist.
l) Zeitschrift für Astronomie. — Brdl.