PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 5. PERIODE, REPSOLD-KREIS. 89
Bandes XI, 1 der Werke anfgefunden (siehe die Bemerkung Werke XI, 1, S. 507).
Es enthält die sauber eingetragenen Beobachtungsprotokolle nebst den ersten
Reduktionen; die unmittelbar am Instrument gemachten Aufzeichnungen sind
mit wenigen Ausnahmen nicht mehr vorhanden. Einige Beobachtungsergebnisse
hat Gauss in den Handbüchern Ba (15) und Bc (17) zwischen anderen Notizen
eingetragen. Ausserdem befindet sich im Nachlass eine grosse Anzahl loser
Zettel, die ausser den wenigen noch vorhandenen Beobachtungsprotokollen
meist Vorbereitungsrechnungen zu den Beobachtungen enthalten, insbe
sondere Reduktionen von Sternörtern, Hilfstafeln für die Fadendistanzen und
andere Reduktionen, Instrumentalfehler, Uhrvergleichungen. Das Fernrohr
des Meridiankreises hatte anfangs 1 ) drei Vertikalfäden, deren Abstände auf
der ersten Seite des Tagebuchs, auf der sich auch Notizen über die Re
duktionsformeln finden, zu 16"397 und 16"085 (einstweilen anzunehmen) an
gegeben sind. Vom 1. bis 31. Mai 1 ) hat Gauss an 21 Tagen beobachtet, an
den meisten einige Hauptsterne, an einigen die Sonne. Über diese seine
ersten Beobachtungen und Untersuchungen am Instrument geben am besten
die beiden folgenden Briefstellen Aufschluss.
Gauss schreibt an Gebers am 4. Mai 1818: »Ich sehne mich um so mehr
nach besserm Wetter, da ich seit vierzehn Tagen im Besitze des Repsold-
schen Kreises bin, mit dem ich aber noch wenig habe machen können. Die
ersten Tage gingen über die ersten Berichtigungen hin und seitdem ist es
nur ausnahmsweise etwas heiter gewesen. Noch habe ich keine einzige voll
ständige Beobachtung des Polarsterns erhalten können, obgleich ich allemal
auf dem Platze war. Einiges kann ich Ihnen indessen schon davon schreiben.
Die Ablesungen geschehen durch die mikroskopischen Mikrometer mit ausser
ordentlicher Schärfe. Der Kreis ist unmittelbar von 5'—-5' geteilt; jeder
Strich erscheint im Brennpunkte des zusammengesetzten Mikroskops sehr ver-
grössert; die mikrometrische Schraube führt darüber ein rundes Loch, etwa
20" im Durchmesser (jeder Strich mag etwa 7" halten), dessen Bisektion man
sehr genau beurteilt; bei Tage lese ich auf eine Sekunde, bei Licht auf Se
kunde ganz zuverlässig ab. Da drei Ablesungen unter rechten Winkeln von
einander angebracht sind (eine vierte verstattete der Bau des Instruments nicht
wohl), so habe ich deren Korrespondenz schon einmal von 15 zu 15 Grad
l) Am l. Juni wurden 5 neue Fäden eingezogen; siehe S. 92.
XI2 Abh. 3.
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