Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 5. PERIODE, REPSOLD-KREIS. 91 
»Die Achse lässt sich vermittelst einer äusserst schönen Libelle auf l" genau 
nivellieren. Eine kleine Unvollkommenheit hat noch die Beleuchtung, welcher 
aber Repsold nach seiner Zurückkunft (er ist von hier nach München und 
Zürich gereist) abhelfen wird Soeben habe ich abermals den Kreis 
nivelliert und gefunden: 
Mai 4. 3' 18;'7 3'28';2 3'10;'4. 
»Es wird mir daher sehr wahrscheinlich, dass die gegenseitige Stellung 
der Mikroskope weit unveränderlicher ist, als ich anfangs dachte; denn sonst 
würde doch schwerlich das Mikroskop C sich ebenso viel gesenkt, wie das B 
gehoben und A südlich geschoben haben. Vielleicht liegen die kleinen Unter 
schiede mehr daran, dass ich den zu nivellierenden Zylinder nicht jedesmal 
sorgfältig abgewischt habe; ein paar kleine Stäubchen können schon einigen 
Ausschlag geben. Ein Instrument wie dieses will in allen Teilen äusserst 
delikat behandelt sein, und ein längerer Gebrauch muss erst alle Vorsichts 
regeln lehren. 
»Das Ablesen mit Mikroskopen gefällt auch mir (wie Bessel) mehr wie 
das mit Nonien; ich zweifle, ob bei diesem Radius letztere eine solche Schärfe 
geben können. Ein Vorteil bei jenen besteht auch darin, dass man ganz 
unbefangen abliest, da man, wenn der mittlere Unterschied der Verniers ein 
mal bekannt oder äusserst klein ist, unwillkürlich bei den folgenden Verniers 
immer schon durch die gelesenen etwas präokkupiert ist.« 
Weiterhin schreibt Gauss am 10. Mai 1818 an Bessel: »Seit dem ersten 
Mai habe ich mein Tagebuch angefangen, aber erst zwei Seiten voll Beobach 
tungen erhalten 1 ). Die wenigen frühem Beobachtungen lasse ich weg, da sie 
nur zu den vorläufigen Berichtigungen der Uhr, der Aufstellung, der Gesichts 
linie und der Mikroskope dienten. Soviel ich bis jetzt urteilen kann, wird 
sich viel mit diesem Instrumente leisten lassen. Schlimm ist es, dass der zu 
der Sternwarte gewählte Platz mir schwerlich verstatten wird, eine Meridian 
marke ganz so wie ich wünschte, zu errichten. Im Norden läuft die Meridian 
linie durch zahllose Gärten, die mit Obstbäumen mir ein paar Grad ab 
schneiden, und im Süden begrenzt meinen Horizont ein Berg, der dicht mit 
Waldung bewachsen ist. Vielleicht kann ich es dahin bringen, dass diese 
12* 
l) Notizen hierüber stehen im Handbuch Ba, S. 7 4—7 8. — Brdl.
	        
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