Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

98 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAÜSS. 
habe mich endlich überzeugt, dass diese Manier, bei meinem Instrumente 
wenigstens, verwerflich ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mi 
kroskope sich in wenigen Stunden merklich, in 12 Stunden oft 4", 5" auch 
6" verstellen, doch nach 24 Stunden immer ziemlich wieder auf den vorigen 
Punkt zurückkommen. Höchst merkwürdig ist 1) dass diese Verstellung für 
alle 3 Mikroskope sehr nahe dieselbe ist, 2) dass sie von Mittag bis spät in 
die Nacht ohne Ausnahme in einem Sinn geht, 3) dass dieser Sinn in Be 
ziehung auf die Teilung entgegengesetzt ist, nachdem der Kreis von der öst 
lichen Lage in die westliche gebracht ist, übrigens aber ungefähr dieselbe 
Grösse hat. Das Phänomen ist also ganz so, als ob die beiden Pfeiler eine 
gemeinschaftliche oszillierende Bewegung haben, so dass sie ein paar Stunden 
nach Mittag am weitesten nach Norden oben übergeneigt 
sind, und spät in der Nacht am weitesten nach Süden. Recht 
klar kann ich mir die Ursache noch nicht machen. Tempe 
ratur der Steine oder vielleicht des Steines (A), auf dem 
' beide Pfeiler gemeinschaftlich ruhen, mag im Spiele sein, 
c, aber gewöhnlich schreitet die Änderung mit der Temperatur- 
^ änderung im Zimmer so fort, dass ich auf 1° Reaumur fast 
2" Oszillation rechnen muss, welches doch etwas viel scheint. 
Am Instrument ist übrigens alles von Messing und durch 
aus aller Stahl vermieden, lediglich die Mikrometerschrauben ausgenommen, 
deren verschiedene Ausdehnung aber nur einen sehr kleinen Teil des Phä 
nomens erklären könnte, und auch nur in der einen Lage des Instruments, 
während sie bei der anderen Lage damit in Widerspruch sind. Seitdem be 
ziehe ich alles auf das Zenit, bin aber freilich gezwungen, viel öfter zu nivel 
lieren als vorher, welches sehr lästig ist. Meine ältern Beobachtungen habe 
ich daher grösstenteils verwerfen müssen. Hier einige auf den Anfang von 
1818 reduzierte Zenitdistanzen 1 ). Viele andere sind noch nicht berechnet: 
Gewicht 
aürsae minoris U. Culm. -40° 7'53;'62 18,2 
ß » » O. Culm. — 23 22 7,17 16,0 
Capelia + 5 43 46,87 8,9 
l) Yergl. auch den Brief an Gerling auf der vorigen Seite. — Brdl.
	        
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