Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

108 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
für Sie, und Sie sollten sich demselben nur in so fern unterziehen, als zur 
Vollendung der Theorie des Gegenstandes notwendig ist. Diese kann im 
Zimmer nie so gut ausgeführt werden, als bei der Ausübung, indem die Be 
dürfnisse sich erst bei der Ausübung darbieten; aber ein Dreieck oder zwei 
wären genug, um alles kennen zu lernen, was etwa entgangen wäre, und das 
übrige müsste N. N. machen und nicht Gauss.« Dagegen muss berücksichtigt 
werden, dass Gauss nicht wagte, die feineren Beobachtungen Harding anzu 
vertrauen und keinen anderen Gehilfen besass. Uber die hieraus und aus 
der Stellung Hardings erwachsenden Schwierigkeiten finden sich mehrfach 
Äusserungen im Briefwechsel, im besonderen in dem Briefe von Gauss an 
Schumacher vom 4. März 1821 und von Olbers an Bessel vom 26. April 1816. 
6. Periode, REicHENBAcnsche Instrumente 1818 —1820. 
Nach dem Eintreffen der REiCHENBACHschen Instrumente, des Passagen 
instruments und des Meridiankreises, ging Gauss mit seiner gewohnten Sorg 
falt an die Benutzung beider, aber auch hier dauerte seine eingehende Be 
schäftigung mit ihnen nur verhältnismässig kurze Zeit, da im Jahre 1820 
bereits die Vorbereitungen für die Hannoversche Landesvermessung begannen. 
Eine Beschreibung des Passageninstruments 1 ) gibt Gauss in den Göttin 
gischen Gelehrten Anzeigen vom Oktober 1819 (Werke VI, S. 422) und im 
Berliner Astronomischen Jahrbuch für 1822 (Werke VI, S. 425); er rühmt 
dabei die vorzügliche Optik des Instruments, in der es dem REPSoLDSchen 
Meridiankreise überlegen sei. Den wahrscheinlichen Fehler der Beobachtung 
eines Fadenantritts nahe im Äquator findet er aus fast 300 beobachteten 
Sternen zu 0; q 095. Auch die Vorrichtung zum Umlegen hebt er hervor, das 
sich nach einer vom Mechaniker Rumpf in Göttingen getroffenen Einrichtung 
in etwa 5 Minuten bewerkstelligen Hess, während es beim REiCHENBACHschen 
Kreise etwa 8 Minuten und beim REPSoLDSchen über eine halbe Stunde in 
Anspruch nahm. 
An Olbers schreibt er am 24. September 1818: »Das REicHENBAcnsche 
Mittagsfernrohr habe ich nun auch aufgestellt, es fehlt aber noch allerlei, so i) 
i) Vergl. auch Joh. A. Repsold, Zur Geschichte der astronomischen Messtverkmige, Bd. I, S. 102 
und Figur 144. -
	        
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