Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 6. PERIODE, UHREN. 115 
Besser schrieb an Gauss am 30. April 1820: »Meine Uhr 1 ) ist bei 
Repsold gewesen, der sie sehr gut verbessert hat. Der Anker war aus 
geschliffen, weshalb Repsold einen neuen von orientalischen Granaten ge 
macht hat, welches bekanntlich sehr harte Steine sind. Auch hat er auf 
meine Bitte das ganze Werk in einen fest schliessenden Kasten von Messing 
eingeschlossen, so dass nur unten eine Öffnung ist, durch welche wohl kaum 
Staub in die Uhr kommen wird, da das Gehäuse fest verleimt ist und ausser 
seiner Tür noch einen mit Seidenzeug bezogenen Rahmen hat. Diesen Ver 
besserungen zufolge ging die Uhr vollkommen gut, so dass ich sie fast zwei 
Monate lang bis auf weniger als 1® mit der Sternzeit zusammenstimmen sah; 
mit dem April aber fing sie an vorzueilen, so dass sie endlich fast eine halbe 
Sekunde täglich gewann. Der Grund zeigte sich bald in einer sehr hörbaren 
Reibung am Anker, die mich endlich zwang, die Uhr abzunehmen. Durch 
eine Lupe betrachtet scheint der eine der Steine schon wieder ein wenig ange 
griffen zu sein; ich weiss dieses ewige Schleifen und Reiben garnicht zu er 
klären, habe aber noch ein Mittel versucht, was vielleicht dem Übel abhilft. 
Es rührt nämlich offenbar von einem Mangel an Öl her, und doch fand ich, 
als ich die Uhr abnahm, das Repsold etwas an den Anker gebracht hatte; 
ich glaube nun, dass man nur suchen muss, das Öl am Anker zu erhalten, 
und dass dieses geschehen wird, wenn man nur äusserst wenig davon nimmt 
und dieses so anbringt, dass es den Zahn nicht verlassen kann; — demzu 
folge habe ich alles alte Öl weggenommen und statt dessen ein sehr kleines 
Tröpfchen auf die Mitte der Zähne des Ankers gebracht, so dass es sich 
weder unter die Fassung der Steine noch seitwärts ziehen kann. Wenn das 
Steigrad es nicht nach und nach verteilt, so muss dieses Mittel helfen. Sie 
würden mir einen grossen Dienst erweisen, wenn Sie mir eine sichere Abhilfe 
dieses Übels Vorschlägen könnten; ich riskiere dabei die Uhr, die doch eine 
der schönsten ist, welche ich kenne, und die, wenn ihr guter Gang dauerhaft 
gemacht werden könnte, gar nichts zu wünschen übrig lassen würde. Jetzt, 
nachdem diese Uhr ohne am Pendel zu ändern, wieder aufgestellt ist, folgt 
sie genau der Sternzeit, so wie nach ihrer Regulierung im Winter.« 
Gauss antwortete darauf am 12. Mai 1820 : »Was Ihre Uhr betrifft, so scheint 
15* 
l) Die REPSOLDsche. — Brdl.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.