146 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS
denau und Bohnenberger, Erster Band«, hervorgeht, wo es (S. 46) heisst:
»Gauss hat neuerlich beinahe die ganze Kometentheorie umgearbeitet, neue
Tafeln entworfen, und wir haben ein eigentümliches Werk darüber von ihm
zu erwarten, was wohl nichts zu wünschen übrig lassen wird.« Die Vorarbeiten
für dieses Werk, die sich im Nachlass vorgefunden haben, sind Werke VII,
1906, S. 323—373, zusammengestellt.
Ebenso hat die gewaltige Arbeit, die Gauss bei der Berechnung der
Störungen der Pallas geleistet hat, erst bei der Veröffentlichung des VII. Bandes
seiner Werke im Jahre 1906 der astronomischen Welt zugänglich gemacht
werden können. Trotz sorgfältiger Durchsicht und Bearbeitung des Nachlasses
wird natürlich nicht erwartet werden können, dass die ganze Fülle von Ge
danken und Kunstgriffen, die Gauss hier zur Anwendung brachte, damit ans
Tageslicht gezogen ist, umsomehr als ausser dem Text der im VII. Band,
S. 439f. abgedruckten Exposition d’une nouvelle méthode de calculer les pertur
bations planétaires der gesamte auf Pallas bezügliche Nachlass fast nur aus
einer nahezu unübersehbaren Zahl von Blättern mit Rechnungen, ohne jeden
erläuternden Text besteht. Die eigentliche Berechnung der Störungen, die
bis auf einen kleinen Rest der Marsstörungen von Gauss ganz durchgeführt
worden ist, hat sich zwar vollständig aufklären und veröffentlichen lassen,
aber über die tiefer liegenden Überlegungen von Gauss und über die Gründe,
warum er seine Entwicklungen überall gerade in der vorliegenden Art und
Weise gemacht hat, sowie über andere Einzelheiten lassen sich mit Sicherheit
keine Schlüsse ziehen. Daher kann man, wie auf vielen auf anderen Ge
bieten, so auch hier, nur an der Hand des Nachlasses, nicht aber aus den ge
druckten Abhandlungen allein ein Bild von der Entwicklung der GAUssschen
Arbeiten gewinnen. Was man darüber vermuten kann, wird weiter unten
bei der eingehenden Besprechung dieser Arbeiten gesagt werden.
Der Beginn der Periode von Gauss’ eingehendster Beschäftigung mit astro
nomischen Untersuchungen wird durch die Entdeckung des Planeten Ceres im
Jahre 1801 eingeleitet. Doch hatte er sich schon vorher vielfach mit kleineren
oder grösseren astronomischen Problemen beschäftigt; über seine frühzeitig
angestellten astronomischen Beobachtungen ist im ersten Abschnitt dieses Auf
satzes Praktische und sphärische Astronomie berichtet worden.