Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

152 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
Bode hatte inzwischen an Piazzi mit der Bitte um genaue Mitteilung 
seiner Beobachtungen geschrieben, erhielt aber zunächst keine befriedigende 
Antwort. Es entspann sich ein eingehender Briefwechsel über Piazzis Ent 
deckung zwischen Bode, v. Zach, Olbers, der die Nachricht aus der Zeitung 
erfahren hatte, und Bürckhardt in Paris, wohin Piazzi endlich in einem wei 
teren Brief an Lalande, der in Paris am 31. Mai eintraf, seine Beobachtungen 
genauer mitgeteilt hatte, aber mit der Bitte, sie vorläufig nicht zu veröffent 
lichen; den deutschen Astronomen teilte sie Bürckhardt unter der gleichen 
Bedingung mit. Auf Grund der genaueren Beobachtungen berechnete Burck- 
hardt auch schon eine Ellipse; seine Versuche, die Beobachtungen durch eine 
Parabel darzustellen, scheiterten. Die entsprechenden Elemente sind im Juli 
heft der Monatlichen (Korrespondenz mitgeteilt, in der v. Zach in allen Mo 
natsheften Fortgesetzte Nachrichten über einen .... neuen Hauptplaneten gab. 
Die vollständigen Beobachtungen von Piazzi vom 1. Januar bis 11. Fe 
bruar 1801 wurden endlich im Septemberhefte der Monatl. (Korrespondenz 
veröffentlicht, nachdem sie Piazzi mit einigen Verbesserungen an Bode, La 
lande und Oriäni geschickt hatte, und gelangten so auch in die Hände von 
Gauss. 
Im Oktoberheft der Monatl. Corr. sagt v. Zach, dass gegen Mitte August 
bis Ende September 1801 nun von fast allen Astronomen Versuche gemacht 
wurden, den aus den Strahlen der Sonne wieder austretenden Planeten aufzu 
finden, aber ohne Erfolg; es herrschte auch allgemein in dieser Zeit schlechte 
Witterung. Die von Bürckhardt berechnete elliptische Bahn war unsicher, 
nicht so sehr deswegen, weil das beobachtete Bahnstück ziemlich klein war, 
was damals von den Astronomen als die Hauptschwierigkeit 1 ) empfunden 
wurde, sondern deswegen, weil er von einer willkürlichen Annahme über die 
Lage des Perihels ausging. Die Aufgabe, eine noch völlig unbekannte Pla 
netenbahn aus den Beobachtungen zu bestimmen, war bisher nur beim Uranus 
aufgetreten, und hier konnte man zunächst eine Kreisbahn rechnen und so 
dann mit Hilfe entfernt liegender früherer Beobachtungen von Flamsteed 1690 
und Tobias Mayer 1756, die Bode auffand, die Bahn genauer bestimmen. 
Olbers, der ebenfalls mit wenig Aussicht auf Erfolg die Berechnung einer 
l) Vergi. Theoria motus, Einleitung, Werke VII, S. 7.
	        
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