154 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
y. Zach eine Ephemeride 1 ) für November und Dezember, um »dadurch allen
Astronomen und Liebhabern der Sternkunde, die sich mit der Aufsuchung
des Gestirns beschäftigen wollen, einen kleinen Dienst zu erweisen.«
Inzwischen hatte sich Gauss, der die Monatl. Corr. in Braunschweig er
hielt'), im Stillen an die Arbeit gemacht; das Interesse für den neuen Pla
neten veranlasste ihn, seine Mondtheorie und seine rein mathematischen Unter
suchungen liegen zu lassen 1 2 3 ). In seinem Tagehuch finden sich aus dem Jahre
1801 die Notizen Nr. 119: »Methodus nova simplicissima expeditissima ele
menta orbitarum corporum coelestium investigandi; — Brunsv[igae, 1801 j«,
Sept. m[edioj und Nr. 121: »Formulas permultas novas in Astronomia Theo-
rica utilissimas eruimus. — 1801 Mense Octobr.«
Die ältesten im Nachlass [Schedae Ag, Ah, Handbuch Bb) vorhandenen Auf
zeichnungen über die Ceres stammen erst aus dem Anfang des November und
über Gauss’ Untersuchungen in den ersten Wochen lässt sich daher keine
volle Klarheit gewinnen. Einen Niederschlag der in der Tagebuchnotiz Nr.
121 genannten »Formulae permultae« mag das Werke XI, 1, S. 221 ff. abge
druckte Stück aus dem Handbuch Bb (November 1801) geben.
Man sieht aber soviel, dass Gauss sofort den Plan fasste, wirklich neue
brauchbare Methoden zur Bahnbestimmung zu schaffen, und dass er dabei
von dem Gedanken ausging, sich nicht auf Versuche nach der einen oder
anderen Kichtung und auf irgend welche hypothetischen Voraussetzungen zu
beschränken, sondern systematisch eine Bahn zu finden, die sich so gut wie
möglich an die Beobachtungen anschliesst: wenn die PiAzzischen Beobach
tungen auch nur 41 Tage umfassen, so muss es doch eine Ellipse geben, die
sie am besten darstellt und die geeignet ist, die zur Wiederauffindung voraus
berechneten Örter möglichst nahe anzugeben. Es galt also, eine Ellipse zu
finden, die von allen willkürlichen Voraussetzungen frei war, und auf den
ersten Seiten des oben genannten Handbuchs Bb vom November 1801 finden
wir diese Aufgabe bereits vollständig gelöst, wenn auch in einer weniger
vollkommenen Form, als in der Theoria motus.
1) Monatl. Corr, 1901, November, S. 578 — 581 .
2) Gauss’ Exemplare der Monatl. Corr. aus den Jahren 1800—1813 befinden sich in der Gauss-
Bibliothek auf der Göttinger Sternwarte und enthalten manche handschriftliche Eintragungen von seiner Hand.
3) Vergl. den Abdruck des Tagebuchs, Werke X, l, S. 561 — 503 und oben S, 14 9.