THEORETISCHE ASTRONOMIE. GAUSS’ ERSTE METPIODEN DER BAHNBESTIMMUNG. 169
Im Handbuch Bb, sowie in der Summarischen Übersicht, art. 9, unter L,
erwähnt Gauss zunächst seine »erste Verbesserungsmethode«, die eben darin
besteht, dass man aus den drei Hypothesen für ö und 8" drei Bahnen be
rechnet, die die beiden äusseren Beobachtungsörter scharf darstellen; sodann
berechnet man aus den drei Elementensystemen die mittlere Beobachtung und
schliesst aus den Abweichungen dieser durch Interpolation auf diejenigen
Werte der Abstände, oder auf diejenigen Werte der Elemente, die auch
diesen mittleren Ort so scharf wie möglich darstellen; im Bedarfsfälle wieder
holt man das gleiche Verfahren, bis die erwünschte Genauigkeit erreicht ist.
Zur Bestimmung der Bahn aus den verschiedenen Hypothesen dienen die
Vorschriften zur Berechnung der Elemente, aus zweien geozentrischen Ortern, der
Zwischenzeit, und den zugehörigen Abständen in der Nachlassnotiz aus dem
Handbuch Bb 1 ). Wie in dieser ganzen Nachlassnotiz, so gibt Gauss auch sonst
eine Fülle von Formeln zur Lösung der Vorgesetzten Aufgabe, aus denen der
Rechner sich die heraussuchen kann, die ihm am bequemsten scheinen. Wie
oben schon gesagt, dürfte hiermit die Tagebuchnotiz Nr. 121 vom Oktober
1801 in Verbindung stehen. Leider ist aus jener Zeit im Nachlass nichts
erhalten, was uns Aufschluss über die Entstehung dieser Formeln geben
könnte; auch unter den vielen in den Schedae Ag und Ah vorhandenen nume
rischen Bechnungen findet sich keine, die von hypothetischen Werten der
Abstände 6 und 6" ausgeht. Nur in der späteren Scheda Ai (1802) ist auf
S. 14 und anscheinend auch S. 20f. ein Bruchstück einer solchen Rechnung für
Ceres erhalten. Ebenso beruhen mehrere der Bahnbestimmungen für Pallas,
von denen aber die allerersten im Nachlass ebenfalls nicht erhalten sind, auf
dieser Methode [Schedae Ak zu Anfang und besonders Al).
Dagegen gehen die ältesten erhaltenen Rechnungen, die sich auf Ceres
beziehen, und einige auf Pallas bezügliche, von hypothetischen Werten für
die Neigung i und die Knotenlänge <0, aus 1 2 ). Vielleicht ist Gauss hier noch
von den alten früher bei den grossen Planeten üblichen Methoden beeinflusst,
die bis auf Kepler zurückgehen 3 ), und bei denen allerdings die Umlaufszeit
1) Werke XI, l, S. 223.
2) Vergl. Ebenda, S. 232 f. und 241 f.
3) Vergl. F. Th, Schubert, Theoretische Astronomie, St. Petersburg 1798, II, Teil, § loi; auch Kepler,
Be stella Marte, Cap. XII.
XI 2 Abh. 3.
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