THEORETISCHE ASTRONOMIE. GESCHICHTLICHES ÜBER GAÜSS’ BAHNBESTIMMUNGEN. 175
er ja eine möglichst scharfe Darstellung der PiAzzischen Beobachtungen be
absichtigte, wenn auch diese Genauigkeit bei der ersten Bahnhestimmung und
mit Rücksicht darauf überflüssig sein mag, dass die Beobachtungen selbst nicht
entsprechend genau sind. Aber Gauss liebte es bekanntlich, mit einer über
triebenen Anzahl von Stellen zu rechnen, auch da, wo nicht, wie hier, eine gewisse
Begründung dafür gefunden werden kann 1 ). Wahrscheinlich aber ist die Ab
leitung der Elemente I nicht die erste Bahnhestimmung der Ceres, die Gauss
ausgeführt hat; jedenfalls sind die Rechnungen, die vor der Scheda Ag liegen,
verloren gegangen 1 2 3 ), wie es ja auch gewiss mit der Entwicklung der Formeln
aus dem September und dem Oktober der Fall ist, die wir in den Stücken
Bb, Ag und an anderen Stellen des Nachlasses fertig zusammengestellt finden.
Der erhaltene Teil der Rechnung der Elemente I ä ) bezieht sich nur auf
die Bahnbestimmung aus der ersten Hypothese über i und £1 und schliesst
mit der Berechnung der Zwischenzeiten zwischen den drei Beobachtungen; es
findet sich dann nur noch die Bemerkung: »Durch Interpolation fand man
sodann folgende Elemente, welche die beiden äussern Beobachtungen genau,
die mittlere mit -f-1"84 Fehler in der Länge und —2"36 in der Breite 4 ) dar
stellend, worauf die ungeordnet angegebenen Werte der Elemente I folgen,
ohne dass angegeben ist, wie diese Interpolation ausgeführt wurde.
Es scheint übrigens, dass die Scheda Ag ursprünglich aus losen Blättern
bestand, die erst nach ihrer Benutzung geheftet wurden, so dass das Auftreten
von Lücken erklärlich ist. Von der Berechnung der Elemente II ist kaum
etwas erhalten.
Nachdem Gauss auch diese abgeleitet und gesehen hatte, dass beide Ele-
mentensysteme I und II die PiAzzischen Beobachtungen gut darstellten, sandte er
beide an v. Zach, wie aus einem im GAUSsarchiv vorhandenen Brief v. Zachs
hervorgeht. Da dieser inzwischen die kleine Abhandlung von Piazzi mit den
verbesserten Beobachtungen erhalten hatte, so teilte er die letzteren sofort
Gauss mit, der aber schon mit der Berechnung seiner Elemente III fast fertig
war. Diese, sowie die auf Grund der verbesserten PiAzzischen Beobachtungen
1) Yergl. Fn. Maennchen, Gauss als Zahlenrechner, Werke X, 2, Abh. 6.
2) Gauss sagt in der Einleitung zur Theoria motus (Werke VII, 19 06, S. 8), dass er die erste Bahn
bestimmung der Ceres im Oktober 1801 gemacht habe.
3) Werke XI, 1, S. 232f.
4) Werke VI, S. 200. — Brdl,