THEORETISCHE ASTRONOMIE. GESCHICHTLICHES ÜBER GAUSS’ BAHNBESTIMMUNGEN. 177
Elemente IV der Wahrheit etwas näher kommen, als die V, hält Dr. Gauss
für Zufall; vielleicht ist es aber auch zum Teil Folge der Einwirkung der Pla
netenstörungen bei den PiAzzischen Beobachtungen, besonders auf die Breiten.«
In der Folgezeit ist ein grosser Teil von Gauss’ Zeit durch Bahn Verbesse
rung und Berechnungen, auch der inzwischen entdeckten Pallas (April 1802),
der Juno (September 1804) und der Vesta (März 1807) in Anspruch genommen.
Die erste Bahn für Vesta berechnete Gauss in nur 10 Stunden 1 ). Da er sich
ausserdem wohl Sorgen um seine Zukunft machte, da ferner die Berufungen
nach Petersburg (von 1802 an) und nach Landshut (1802), sowie die Aussicht auf
die Berufung nach Göttingen in jene Zeit fielen, und da er sich auch längere
Zeit auf der Sternwarte Seeberg (1803) auf hielt, so dauerte nicht nur die
Unterbrechung seiner mathematischen Untersuchungen an, sondern auch die
weitere Ausfeilung seiner Methoden zur Bahnbestimmung und die Vorberei
tung der Theoria motus unterblieb, bis er diese endlich im Jahre 1806 wieder
vornahm. Im Jahre 1805 hatte er begonnen, die Störungen der Ceres zu
entwickeln; aber auch hier gab es viel zu rechnen, und dass er schliesslich
selbst das Unbehagliche dieser dauernden mechanischen Beschäftigung empfand,
zeigt ein Brief an Olbers vom 10. Mai 1805 in dem er sagt: »Die Methode,
nach der ich die Ceresstörungen zu berechnen angefangen hatte, habe ich
doch wieder aufgegeben. Das gar zu viele mechanische tote Rechnen, was
ich dabei vor mir sah, hat mich abgeschreckt.« Auch die Nr. 122 des Tage
buchs 1 2 ) gibt dem Ausdruck. In den Jahren 1806 —1807 entstanden dann end
lich die verfeinerten Methoden der Theoria motus.
10. Übersicht über die verschiedenen Methoden
der Bahnbestimmung aus hypothetischen Werten von o und 8"
oder von i und ¿1.
Eine ausführlichere Schilderung der verschiedenen in Betracht kommen
den Methoden der Bahnbestimmung gibt Gauss in der Theoria motus, art.
124 —129. Erbespricht dort zehn verschiedene Methoden, von denen die fünf
ersten von hypothetischen Werten von 8, 6" oder, was auf dasselbe hinaus-
1) Yergl. Werke VI, S. 285—28C.
2) Werke XI, 1, S. 5 6 3.
XI2 Abh. 3.
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