204 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
von neuem aufgeschoben; Gauss schreibt an Olbers am 24. Oktober 1810:
»Wüsste ich, dass das Institut die Preisfrage noch einmal prorogierte, so wäre
ich nicht abgeneigt, die Pallas dazu zu wählen, sonst muss billig die Ceres
den Vortritt haben, wo auch, weil bald die achte £ beobachtet wird, eine
grössere Satisfaktion zu erwarten ist. Bei der £ würde ich doch wohl zuerst
anfangen, die Elemente als variabel anzusehen und ihre Störungen während
7 Jahren durch Quadraturen zu bestimmen, wozu ich mir Formeln entworfen
habe, die mir etwas bequemer scheinen als die LAPLACEschen. Falls es dann
gelingt (wie es nicht anders zu erwarten ist), die 6 bisher beobachteten
Oppositionen, die sich gar nicht mehr in eine Ellipse fügen wollen, gut zu
vereinigen, so würde ich nach meiner schon vor 4 oder 5 Jahren entworfenen
Methode die Störungen in der sonst üblichen Form, als periodische Störungen
der Länge, der Breite und des Radiusvektor, oder noch besser seines Loga
rithmen berechnen.«
Danach beabsichtigte er zur Vorbereitung zuerst spezielle Störungen zu
rechnen und zwar für die Elemente und sodann allgemeine Störungen für die
Koordinaten. Auch hier zeigt sich, dass er zum Teil noch immer an den
letzteren festhielt, obwohl er schliesslich ganz zu Elementenstörungen über
ging; denn er hat später auch bei den allgemeinen Störungen der Pallas Ele
mentenstörungen benutzt.
Am 26. November 1810 berichtet er Olbers über seine Berechnung der
speziellen Störungen und wiederholt, dass er vielleicht auch die allgemeine
Theorie der Störungen unternehmen wolle. Er fragt, ob Olbers »durch seinen
Wink in Paris eine nochmalige Verlängerung der Preisfrage veranlassen« könne.
Die hier erwähnte Berechnung der speziellen Störungen bezieht sich auf die
Werke VII, 1906, S. 473—482 abgedruckte erste Rechnung 1 ).
Am 13. Dezember 1810 schreibt Gauss an Olbers, dass er die Rechnung
vollendet und eine seine »kühnste Erwartung übertreffende Übereinstimmung
herausgebracht« habe. Abgesehen von der schlecht beobachteten Breite der
5. Opposition (1808), die um 16" ab weicht, ist die grösste Abweichung 6".
Andererseits zeigte sich, dass die letzte von Gauss auf Grund rein elliptischer
Elemente abgeleitete und in der Monatl. Corr. veröffentlichte Ephemeri.de
1) Vergl. unten S. 233, 234.