206 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
Auch für die allgemeinen Störungen liegen zwei vollständige Rechnungen
vor, die beide gänzlich auf der interpolatorischen Methode beruhen.
Die erste Rechnung 1 ), bei der die 5. Potenzen der Exzentrizitäten und
die 23. Potenzen des Verhältnisses der halben grossen Axen a = ~ berück
sichtigt sind, dürfte im März 1812 vollendet worden sein. Gauss verglich
die Ergebnisse mit den Beobachtungen (den Oppositionen) und bestimmte die
mittleren Elemente. Bei dieser Bestimmung scheint er die merkwürdige Ent
deckung gemacht zu haben, dass die mittleren Bewegungen von Jupiter und
Pallas sich wie 7:18 verhalten. Er schreibt darüber an Bessel am 5. Mai
1812: ». . . habe ich mich hauptsächlich mit den Pallasstörungen durch Ju
piter beschäftigt. Sie werden darüber in Nr. 67 unserer Gelehrten Anzeigen
einiges gelesen haben. Ihnen teile ich das merkwürdige, daselbst in einer
Chiffre niedergelegte Resultat gern mit, doch mit der Bitte, dass es vorerst
ganz unter uns beiden bleibe. Es besteht darin, dass die mittlern Bewegungen
von 2[- und $ in dem rationalen Verhältnis 7:18 stehen, was sich durch die
Einwirkung Jupiters immer genau wieder herstellt, wie die Rotationszeit
unsers Mondes. Ich habe mit einer zweiten Berechnung der periodischen
Störungen bereits einen Anfang gemacht . . .«
Die gleiche Mitteilung hat er in einem kürzlich aufgefundenen Briefe an
Gebers 2 ) gemacht; beide bittet er, über diese Entdeckung vorläufig zu
schweigen; er legt sie indessen in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen vom
25. April 1812 3 ) in der Chiffre
1111000100101001
nieder, zu der er »zu seiner Zeit den Schlüssel geben« wollte. Das Letztere
ist nun unterblieben und bei der Art und Weise, wie solche Chiffren gewählt
zu werden pflegten, darf man auch nicht hoffen, die Lösung zu finden. Da
man indessen aus dem Briefwechsel weiss, was sie bedeutet, so ist das auch
gegenstandslos 4 ).
1) Yergl. unten S. 235 ff.
2) Werke XII, S. 243. Siehe auch die Antwort von Olbers, Werke VII, 1906, S. 421.
3) Werke VI. S. 3 50.
4) Im dyadischen System gibt 111 die Zahl 7 und 10010 die Zahl 18.