THEORETISCHE ASTRONOMIE. STÖRUNG SIIECHN U N GEN. GESCHICHTLICHES. 211
Im oben erwähnten Brief an Olbers vom 8. Januar 1816 sagt Gauss, dass
er seine Theorie jetzt ansarheiten wolle; wahrscheinlich war zu dieser Zeit die
Werke VII, 1906, S. 439 — 472 abgedruckte Handschrift, von der zwei Ent
würfe im Nachlass vorhanden sind, zum Teil schon entstanden; man wird
jedenfalls den zweiten Entwurf in das Jahr 1816 setzen müssen, während der
erste auch schon vor diesem Briefe, also 1815, abgefasst sein könnte.
Da das Manuskript in französischer Sprache geschrieben ist, so war es
wohl für die Einsendung nach Paris bestimmt; aber auch bis zu dem letzten
von der Pariser Akademie gesetzten Termin, dem 1. Oktober 1816, wurde
Gauss nicht fertig. Im Briefwechsel mit Olbers finden sich keine weiteren
Anspielungen auf diese Angelegenheit; Gauss war in dieser Zeit sehr stark
mit der Einrichtung der neuen Sternwarte beschäftigt und reiste im April zur
Besprechung mit Beichenbach und Fraunhofer über instrumenteile Einrich
tungen nach München 1 ); vom Juli 1816 bis Februar 1817 ruhte der Brief
wechsel mit Olbers ganz. Jedoch setzte Gauss daneben zunächst noch seine
Arbeiten über Pallas fort. In das Jahr 1817 fällt, wie oben erwähnt, die
Entwerfung der Tafeln für die Jupiterstörungen. Im März 1818 hatte er die
zwölf Oppositionen aus den Jahren 1803 —1817 verglichen und daraus neue
mittlere Elemente bestimmt; er teilt dies Encke in einem Brief vom 25. März
1818 mit und bittet ihn, nun auch »die scharfe Vergleichung der sämtlichen
Meridianbeobachtungen der Pallas vom April und Mai 1802 mit den osku-
lierenden Elementen zu übernehmen«.
Diese Rechnung hat Encke auch ausgeführt.
In der Folgezeit kam Gauss nicht wieder dazu, sich mit der Pallas oder
überhaupt mit Fragen der theoretischen Astronomie eingehend zu beschäftigen.
Neben den Untersuchungen und den Beobachtungen mit den neuen für die
Sternwarte erworbenen Instrumenten war es vor allem seit dem Jahre 1820
die Hannoversche I.andesvermessung, die ihn in Anspruch nahm. Er schreibt
am 17. März 1822 an Schumacher: ». . . Was die Pallastafeln betrifft und die
letzten Elemente, so sind alle darauf Bezug habenden Papiere so vereinzelt,
dass es mir jetzt platterdings unmöglich ist, mich gleich wieder so hineinzu
studieren, dass ich zur zuverlässigen Berechnung Anleitung geben könnte. Falls
nicht noch etwas dazwischen kommt, was dieses Jahr die Fortsetzung meiner
1) Vergl oben S. 85.
27 :
■ÜHMi
HHHj
MH ■