58 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN YON GAUSS.
und er bildete die transzendente Trigonometrie aus (vergi. Stäckel, Gauss
als Geometer, Werke X2 Abli. 4, S. 30); die Abbildungsaufgabe, die Flächen
theorie und die Theorie des Erdmagnetismus nahmen seinen Geist be
reits lebhaft in Anspruch. Der Zeitpunkt, in dem die Aufforderung von
Schumacher zur Teilnahme an einem ganz neuen, grossen Unternehmen ein
traf, war daher ein sehr ungünstiger und es ist ganz verständlich, dass Gauss
sich nicht sofort zu einer Zusage entschloss, zu der ihn sein wissenschaftlicher
Eifer gern fortgerissen hätte. Es kamen noch andre Bedenken hinzu. Ihm
fehlte in praktischer Hinsicht die Erfahrung und für die Verhandlungen mit
den Behörden und den in Betracht kommenden Stellen die Unterstützung von
Sachverständigen, auch zur Teilnahme an den Beobachtungen und zu ihrer
Vorbereitung hatte er geschickte Hilfskräfte nicht zur Hand. Dann waren es
auch die hohen Kosten der geplanten Vermessung, deren Bewilligung zu be
antragen ihm peinlich war. Er hatte, als er den REPsoLDsdien Kreis für die
Sternwarte erwerben wollte (G.-Sch. Nr. 59), auf ein zweites Passageninstrument
verzichtet, weil die Regierung trotz besten Willens die notwendigen Gelder
für den Bau der Sternwarte, ja selbst für die Besoldungen nicht immer hatte
rechtzeitig flüssig machen können. Soeben erst, im Juni 1816 hatte Gauss
ein Promemoria eingereicht (Werke XI1, S. 294), um auf die Bestellung eines
Durchgangsinstrumentes und Meridiankreises von Reichenbach anzutragen. So
gleich von neuem um Bewilligungen für die Gradmessung und die dazu nötigen
Instrumente bei der Regierung einzukommen, erschien ihm untunlich. Schu
macher half ihm über diese Schwierigkeiten hinweg, indem er sich persönlich
an den Minister, den Geheimen Kammerrat v. Arnswaldt in Hannover wandte '),
der sehr entgegenkommend war und sogleich nach allen Einzelheiten fragte,
unter anderm auch, ob nicht Gehilfen nötig wären. Als im September v. Arns
waldt auf der Rückreise von einer Kur in Wiesbaden durch Göttingen hindurch
kam, trug er Gauss die Abfassung einer schriftlichen Eingabe auf. Da Gauss
dazu mehrere Notizen von Schumacher benötigte, und dessen Antwort auf seine
Anfrage verloren gegangen war, so verzögerte das Hin- und Herschreiben die
Sache, und er erhielt erst Anfang Dezember von Schumacher die verlangten
Angaben über die Ökonomie der Operationen in Dänemark, insbesondere über
l) v. Arnswaldt (Schumacher schreibt Arnswald) war zugleich Kurator der Universität Göttingen.